Die deutsche Einheit im Gespräch zwischen den Generationen

Ministerin Britta Ernst © Axel Schön

Bildungsministerin Britta Ernst und Aufarbeitungsbeauftragte Dr. Maria Nooke trafen sich in Fürstenwalde mit Schülerinnen und Schülern der 13. Jahrgangsstufe des Oberstufenzentrums Oder-Spree zu einem Austausch zwischen den Generationen. Anlass und Thema waren der Rückblick auf 30 Jahre deutsche Einheit.

Rede und Antwort standen zwei Zeitzeuginnen mit sehr unterschiedlichen Biografien, die exemplarische Einblicke in das Leben im geteilten und wiedervereinigten Deutschland geben. So unterschiedlich die beiden Lebenswege, so interessiert und zahlreich die Fragen an die beiden Frauen.

Britta Ernst ist im Westen Deutschlands in Demokratie und Freiheit aufgewachsen. Sie lebt und arbeitet seit 2017 in Brandenburg. An sie richteten sich Fragen, wie sie die DDR und das sozialistische System wahrgenommen hat und wie sie ihre Erfahrungen aus ihrem politischen Engagement als Brandenburger Bildungsministerin einbringen kann.

Ministerin Britta Ernst: „Als Kind und Jugendliche, Schülerin und Studentin habe ich die ehemals beiden deutschen Staaten vorgefunden. Die Wiedervereinigung stand für mich und viele meiner Generation einfach nicht auf der Tagesordnung. Die Streiks der Solidarność in Polen habe ich aufmerksam verfolgt, ebenso die veränderte Strategie des damaligen Generalsekretärs der Sowjetunion, Gorbatschow. Das war klar, dass sich etwas bewegt und wir hofften auf Freiheit und Demokratie. Umso schockierter war ich 1989 von dem Massaker auf dem Tiananmen-Platz in China. Es zeige die Brutalität einer Diktatur zu Freiheitsbestrebungen der Bevölkerung. Der Wille nach Freiheit und Reformen führte zum Ende der DDR, der friedliche Protest brachte die SED-Diktatur zu Fall. Das Jubiläum 30 Jahre deutsche Einheit erinnert daran, dass der Übergang von Diktatur zu Demokratie friedlich glückte. Und das ist gut so. Wir erinnern uns aber auch daran, wieviel er den Ostdeutschen abrang. Unterschiede in den Lebensverhältnissen zwischen Ost und West zeigen auch heute, dass dieser Prozess noch andauert. Wichtig ist, dass wir alle uns austauschen über unterschiedliche Erfahrungen, die vielleicht noch nachwirken. Deshalb nehme ich immer wieder gerne die Gelegenheit zu einem Gespräch zwischen Zeitzeugen und ein Gespräch mit Jugendlichen wahr, die wiederum ihren eigenen Blick auf die Vergangenheit haben.“

Dr. Maria Nooke stammt aus der Lausitz und engagierte sich in den 1980er Jahren in einer kirchlichen Oppositionsgruppe für Umweltverantwortung und für demokratische Veränderungen in der DDR.  Sie wurde danach gefragt, wie ihr kritisches Verhalten in der DDR konkret aussah und wie sie die Deutsche Einheit erlebte.

Landesbeauftragte Maria Nooke: “Die Deutsche Einheit ist das Ergebnis der Friedlichen Revolution, auf die wir stolz sein können. Ich habe sie wie alle Ostdeutschen als eine Zäsur in meinem Leben erlebt und verbinde damit den Gewinn von Freiheit, aber auch große Herausforderungen. Um die Erfahrungen aus dem Leben in der DDR und dem schwierigen Transformationsprozess im vereinten Deutschland zu verstehen, ist mir der Austausch mit Menschen, die andere Erfahrungen einbringen, sehr wichtig. Dazu gehört auch das Gespräch mit jungen Menschen, um ihr Verständnis für die gegenwärtigen Herausforderungen zur Bewahrung unserer Demokratie zu wecken.“ 

Im Unterricht wurde das Thema Deutsche Einheit bereits eingehend behandelt und im Vorfeld Fragen gesammelt. Vier Schülerinnen und Schülern des Pädagogik-Kurses einer 13. Klasse des Oberstufenzentrums moderierten das Gespräch. Der intensive zweistündige Austausch zeigt das große Interesse der jungen Generation an Fragen von individuellem Verhalten und der Prägung durch verschiedene gesellschaftliche Systeme, deren Auswirkungen bis heute spürbar sind.


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