Minister Baaske: „Probleme beim Mathe-Abi dürfen sich nicht wiederholen“
Die Schwierigkeiten beim schriftlichen Mathematik-Abitur im Land Brandenburg sind nicht auf grundsätzliche Fehler im Bildungsbereich zurückzuführen. Vielmehr gab es einzelne Versäumnisse, die letztlich dazu beitrugen, dass viele Schülerinnen und Schüler in diesem Jahr einen Teil der Abituraufgaben nicht lösen konnten. Das ist zusammengefasst das Ergebnis der Untersuchung, die Professor Ulrich Kortenkamp unter Beteiligung von Professor Andreas Borowski vorgenommen hat. Bildungsminister Günter Baaske hatte die beiden Bildungsexperten von der Universität Potsdam mit der Prüfung der Vorgänge beauftragt.
Nach den schriftlichen Mathematik-Prüfungen am 3. Mai 2017 hatte sich herausgestellt, dass der abgefragte Stoff der Logarithmus-Funktion in mehreren Schulen nicht behandelt worden war, obwohl er im Rahmenlehrplan stand. Minister Baaske hatte daraufhin die externe Untersuchung angeordnet und entschieden, dass die Schülerinnen und Schüler der betreffenden Schulen das Mathe-Abitur nachschreiben können. Von dem Angebot machen voraussichtlich 42 Prozent aller Schülerinnen und Schüler am 12. Juni Gebrauch. Das ergab eine aktuelle Abfrage unter den staatlichen Schulämtern.
Das 18-seitige Gutachten beantwortet 38 Einzelfragen, die sich aus den Vorfällen beim Mathematik-Abitur ergeben haben.
Die wesentlichen Erkenntnisse und Empfehlungen:
- Der Schwierigkeitsgrad aller Aufgaben im schriftlichen Mathematik-Abitur 2017 ist angemessen.
- Die Aufgaben entsprechen den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK) und sind konform mit dem gültigen Rahmenlehrplan 2014.
- Zur Einführung des Rahmenlehrplans 2014 wurden verpflichtende Fortbildungen in allen staatlichen Schulämtern durchgeführt. Es gab zusätzliche Fortbildungen zur Implementierung des Rahmenlehrplans. Nur rund 70 Prozent aller Schulen haben ihre Mathematiklehrkräfte zu den Fortbildungen geschickt. Die Einhaltung dieser Verpflichtung muss kontrolliert werden.
- Die Prüfungsaufgaben, die das Landesinstitut für Schule und Medien (LISUM) für die Länder Brandenburg und Berlin entwickelt, wurden wie stets in drei Kontrollrunden von Mathematiklehrkräften des Landes geprüft. Es gab Einwände, die aber zu Recht verworfen worden sind. Es muss dennoch geprüft werden, wie in Zukunft mit diesen Rückmeldungen im Hinblick auf eine bessere Kommunikation umgegangen werden kann.
- Die Rahmenlehrpläne sollten so ergänzt und konkretisiert werden, dass die Schulen sie besser für die Erstellung der schulinternen Curricula nutzen können. Hier können detaillierte Ausführungshinweise die Unterrichtsqualität und damit den Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler erhöhen.
- Zur Verbesserung der Kommunikation zwischen der Fachaufsicht im LISUM und den Schulen ist ein Fachbrief Mathematik empfehlenswert.
- Viele Lehrkräfte nutzen das umfangreiche und nützliche Internet-Angebot des LISUM nicht in erforderlichem Maße. Eine bessere Gestaltung und Strukturierung der Webseiten können dafür hilfreich sein.
- Um in Mathematik sowohl leistungsstarke als auch schwächere Schülerinnen und Schüler besser zu fördern, ist eine Rückkehr zur Unterscheidung in grundlegendes und erhöhtes Niveau, wie sie bereits beschlossen wurde, sinnvoll. Damit wird den Schülerinnen und Schülern auch die Gelegenheit gegeben, sich speziell auf ein Studium im MINT-Bereich besser vorzubereiten.
- Weiterhin sollten die verwendeten Lehrbücher verstärkt auf ihre Eignung geprüft werden.
Minister Baaske: „Wir wissen jetzt, was bei der Vorbereitung der Abiturprüfung in Mathematik nicht optimal gelaufen ist. Ich danke Prof. Kortenkamp und Prof. Borowski für ihr aussagekräftiges Gutachten. Es wird uns helfen, die Mängel abzustellen. Die Schülerinnen und Schüler müssen sich darauf verlassen können, dass der Stoff ihrer Prüfungsaufgaben im Unterricht auch behandelt wird. Bei der Aufarbeitung nehmen wir keine Schuldzuweisung vor. Wir alle – Ministerium, Fachaufsicht LISUM, Schulaufsicht und Schulen – müssen dafür sorgen, dass sich so ein Vorfall nicht wiederholt. Die Verantwortung dafür liegt im Ministerium.“
Prof. Kortenkamp: „Wir haben einige Stellen gefunden, an denen es nicht rund lief, an denen man mehr hätte tun und nachsteuern können. Wir geben Empfehlungen, wie die Vorbereitung auf die Prüfungen besser gestaltet werden kann. Unserem Eindruck nach lassen sich die Schwachpunkte schon mit besserer Kommunikation der Akteure untereinander beheben. Ein systemisches Versagen konnten wir nicht feststellen.“