Ergebnisse der Lernstandserhebung liegen jetzt vor – Die Schülerinnen und Schüler haben größeren Unterstützungsbedarf als im Vorjahr

Schule_Schüler_Corona_Maske_Lehrer © dpa

Wie bereits im Vorjahr wurden zum Schuljahresbeginn 2021/22 erneut die Lernstandserhebungen zum Erreichen der Bildungsziele ermittelt. Das Ergebnis des Monitorings liegt jetzt für Grund- und Förderschulen, weiterführende Schulen und Berufliche Gymnasien im Land Brandenburg vor. Die Schulen dokumentierten in den ersten vier Unterrichtswochen dieses Schuljahres die pandemiebedingten Lernrückstände; sie haben zu 97 Prozent an der Erhebung teilgenommen. Die Mehrzahl der Schulen aller Schulformen zeigt an, dass die Bildungsziele in den einzelnen Fächern und Jahrgangsstufen voraussichtlich erreichbar sein werden. Gleichzeitig wird aus dem Monitoring im Vergleich zum Schuljahr 2020/21 ein größerer Unterstützungsbedarf insbesondere zur Stärkung der sprachlichen und mathematischen Kompetenz deutlich. Aus dem Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona“ erhalten die Schulen notwendige und geeignete Hilfen zum Erreichen der Bildungsziele der Schülerinnen und Schüler.

Bildungsministerin Britta Ernst: „Es war viel Arbeit für die Lehrkräfte, die Corona-bedingten Lernrückstände zu erheben und zu dokumentieren; dafür danke ich allen herzlich. Erwartungsgemäß meldeten die Schulen ein höheres Maß an Unterstützung, um die Bildungsziele zu erreichen. Wir wissen aus dem Monitoring jetzt besser, wo wir die Mittel des Aktionsprogramms ‚Aufholen nach Corona‘ gezielt einsetzen müssen. Eine wesentliche Maßnahme daraus ist die Zuweisung von 200 zusätzlichen Stellen. Mit diesen Stellen soll sehr gezielt fachliche Unterstützung gewährt werden. Damit erhalten betroffene Schulen größeren Spielraum, mit zusätzlichen Angeboten Lernstoff aufzuarbeiten und Schülerinnen und Schüler beim Aufholen zu unterstützen. Es zeigt sich deutlich, dass der Fokus im sprachlichen und mathematischen Bereich liegt; weniger in Natur- und Gesellschaftswissenschaften.“

Das MBJS wird in den nächsten Tagen auf der Basis der Lernausgangslage einen Vorschlag zur Verteilung der 200 Stellen, von denen 22 an die Schulen in freier Trägerschaft gehen, erarbeiten.

Zu einzelnen Ergebnissen des Monitorings

Allgemeines:
Zur Lernstanderhebung wurde in ZENSOS (Zentrales System zur Online-Verwaltung von Schulinformationen) neben den bekannten Instrumenten ILeA plus/ILeA und LAL 7 zusätzlich Folgendes bereitgestellt:

-          Für die Primarstufe: zusätzliche Aufgaben für die Fächer Englisch und Naturwissenschaften; für Gesellschaftswissenschaften erstellten die Schulen eigenes Material zur Überprüfung des Lernstandes.

-          Für die Sekundarstufe I: Aufgaben für die Fächer Mathematik, Deutsch und Englisch sowie Naturwissenschaften.

-          Für die Einführungsphase in die gymnasiale Oberstufe können Materialien der Jahrgangsstufe 10 für das Gymnasium genutzt werden.

-          Für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf erfolgten ergänzende Hinweise für die Durchführung des Lernstandes sowie zur individuellen Anpassung der Materialien

Bis 10.09.2021 dokumentierten die Schulleitungen in ZENSOS die Durchführung der Lernstandserhebung der Primar-und Sekundarstufe l sowie für die Einführungsphase. Bis 17.09.2021 wurden prognostische Aussagen der Einzelschule, ob die Bildungsziele in den Doppeljahrgangsstufen bzw. den Jahrgangsstufen der gymnasialen Oberstufe oder beruflichen Schulen zum Ende des Schuljahres 2021/22 erreicht werden können, in ZENSOS erfasst.

Lernstandserhebungen:
Mit Stand 28.09.2021 hat die übergroße Mehrzahl der Schulen die Ergebnisse der Erhebung der Lernstände erfasst. Bis zu Beginn der Herbstferien waren an 735 Schulen in öffentlicher Trägerschaft die Erhebungen abgeschlossen. Obwohl einige Schulen aufgrund z.B. technischer oder zeitlicher Probleme die Ergebnisse später meldeten, konnte dieser Prozess im Vergleich zum Vorjahr zügiger durchgeführt werden.

Anpassung der Schwerpunktsetzungen in Fach- oder Jahrgangskonferenzen
Auf Grundlage der Ergebnisse aus den Lernstandserhebungen haben die Fachkonferenzen in den Schulen Ableitungen für die Anpassung der Schwerpunktsetzungen für die einzelnen Unterrichtsfächer getroffen. Die Schwerpunktsetzungen wurden in nahezu allen Grund- sowie Förderschulen und weiterführenden Schulen angepasst.

Erreichen der Bildungsziele

Grundschulen:
Von allen 402 Grundschulen liegen Daten vor. Aus den Rückmeldungen ist ablesbar, dass die Schülerinnen und Schüler am Ende des Schuljahres 2021/22 die Bildungsziele in den Doppeljahrgangsstufen der Grundschule (1/2, 3/4, 5/6) im Wesentlichen erreichen werden. Die Grundschulen prognostizieren, dass die Schülerinnen und Schüler in den Fächern Deutsch, Mathematik und 1. Fremdsprache die Bildungsziele zum größten Teil werden erreichen können. Die Prognosen der Schulen zum Erreichen der Bildungsziele verteilen sich über die Jahrgangsstufen hinweg etwa gleichmäßig. Für die Natur- und Gesellschaftswissenschaften geben durchschnittlich 95 % der Schulen prognostisch an, die Bildungsziele erreichen zu können.

Zugleich haben 112 Schulen (27,9 Prozent) Unterstützungsbedarf angezeigt.

Es wird deutlich, dass die Schulen insgesamt mehr Unterstützung benötigen als im Vorjahr. Im Schuljahr 2020/21 gaben 46 (11,5 %) Grundschulen in mehr als einem Unterrichtsfach und Doppeljahrgangsstufe Risiken für das Erreichen der Bildungsziele an. In diesem Schuljahr sind es 112 Grundschulen (27,9 %). Der Anstieg angegebener Risiken beim Erreichen der Bildungsziele bestätigt die Ausrichtung der bildungspolitischen Schwerpunktsetzung auf die Entwicklung der sprachlichen und mathematischen Basiskompetenzen ebenso wie die Durchführung des Aktionsprogramms „Aufholen nach Corona"

Förderschulen:
Die Angaben beziehen sich auf 44 Förderschulen; aufgrund der Besonderheiten des eigenen Bildungsgangs sind die 29 Förderschulen mit dem sonderpädagogischen Förderschwerpunkt „geistige Entwicklung“ nicht enthalten.

Ein Großteil der Förderschulen erreicht in den Fächern Deutsch, Mathematik und 1. Fremdsprache die Bildungsziele für die jeweiligen Jahrgangsstufen und Unterrichtsfächer. Besonders gute Prognosen sind in den Jahrgangsstufen 5 bis 10 zu verzeichnen. Insbesondere in den Jahrgangsstufen 1/2 sowie 3/4 besteht Unterstützungsbedarf primär in den Fächern Deutsch und Mathematik.

Im Vergleich zum Vorjahr ist eine Zunahme von 6 auf 15 Förderschulen zu verzeichnen, die Unterstützungsbedarf in einzelnen Fächern und Jahrgangsstufen angeben. Grund dafür sind insbesondere die Herausforderungen der individuellen Unterstützungsbedarfe im Distanzunterricht. Dieser Entwicklung kann insbesondere mit den Möglichkeiten zur Förderung der sprachlichen und mathematischen Kompetenzen durch das Aktionsprogramm begegnet werden.

Weiterführende Schulen:
In der Sekundarstufe I gibt die überwiegende Anzahl der Schulen an, dass die Lernziele im Fach Deutsch erreichbar sind. Schulen, die Schwierigkeiten haben, die Lernziele zu erreichen, erhalten zusätzliche Lernangebote oder Fachkräfte. Für das Fach Mathematik zeigt sich, ähnlich wie im letzten Jahr, dass die Lernziele erreichbar sind, aber hier gegenüber anderen Fächern ein höherer Unterstützungsbedarf gegeben ist. Für das Fach Englisch, gibt ähnlich wie im Fach Deutsch, die Mehrzahl der Schulen an, die Lernziele zu erreichen. Für den Bereich der Natur- und Gesellschaftswissenschaften zeigt sich, dass nur wenige Schulen Unterstützung benötigen. Das lässt vermuten, dass im Distanzunterricht die Lernziele gut vermittelt wurden.

Im Vergleich zum Vorjahr wird deutlich, dass die Schulen insgesamt mehr Unterstützung benötigen. Benötigten beispielsweise im Schuljahr 2020/21 in den Jahrgangsstufen 9/10 sechs Schulen Unterstützung im Fach Deutsch, sind es im laufenden Schuljahr 24 Schulen; im Fach Mathematik sind es 31 zu 54 Schulen; Fremdsprachen 11 zu 36; Naturwissenschaften 17 zu 29; Gesellschaftswissenschaften 3 zu 5 Schulen.

Gymnasiale Oberstufe (wabS und Berufliche Gymnasien):
Die überwiegende Mehrzahl der Schulen mit gymnasialer Oberstufe zeigt an, die Lernziele zu erreichen. Defizite zeigen sich vor allem im Fach Mathematik. Hier wurden im Hinblick auf das Abitur 2022 die Prüfungsschwerpunkte konkretisiert. Somit sind die Lernrückstände zu beheben, da sich die Lehrkräfte in der Schwerpunktsetzung zwischen der Analytischen Geometrie und der Stochastik entscheiden können.

Im Vergleich der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe im Schuljahr 2020/21 zum Schuljahr 2021/22 ergibt sich für die Unterstützungsbedarfe der Schulen folgendes Bild: Deutsch 3 zu 2 Schulen; Mathematik 12 zu 7 Schulen; Fremdsprachen 6 zu 3 Schulen; Naturwissenschaften 9 zu 4 Schulen; Gesellschaftswissenschaften 5 zu 2 Schulen.

Dies verdeutlicht, dass die Schulen in der gymnasialen Oberstufe im Vergleich zum letzten Jahr weniger Unterstützungsbedarf anzeigen. Das lässt vermuten, dass die Schülerinnen und Schüler dieser Schulform den Distanzunterricht gut absolviert haben und ihre zu erwartende Selbstständigkeit dazu führt, dass die Lernrückstände gut behoben werden können. Daneben werden die Rahmenbedingungen in der gymnasialen Oberstufe (z.B. Prüfungsschwerpunkte für die Abiturprüfungen; Dauer der Klausuren) angepasst, sodass einerseits mehr Lernzeit gewonnen wird und andererseits damit auch eine gezielte Prüfungsvorbereitung erfolgen kann.

Oberstufenzentren:
Die überwiegende Mehrzahl der Schulen gibt an, die Lernziele in den einzelnen Bildungsgängen prognostisch zu erreichen. In der Fachoberschule geben 70 % der Schulen an, dass sie die Bildungsziele erreichen werden. Jene Schulen, die die Lernziele nicht erreichen, bitten um zusätzliche Lernangebote und/oder Fachkräfte. Die Prüfungsschwerpunkte für die Fachhochschulreifeprüfungen 2022 wurden bereits in allen Prüfungsfächern angepasst.

Defizite sind im zweiten Ausbildungsjahr in der Berufsschule festzustellen. Mit Blick darauf, dass diese Schülerinnen und Schüler im letzten Schuljahr in eine neue, deutlich anders organisierte Schulform wechselten und lernen mussten, mit der Doppelbelastung des schulischen und betrieblichen Teils der Ausbildung umzugehen, ist es nachvollziehbar, dass der Distanzunterricht eine besondere Herausforderung für diese Gruppe darstellte. Trotz dieser schwierigen Umstände gaben 83 % der Schulen an, dass die Bildungsziele erreicht werden.

Bei den Oberstufenzentren, die das Erreichen der Bildungsziele gefährdet sehen, prüft die Schulaufsicht, um welche Ausbildungsberufe es sich handelt und sucht gemeinsam mit den zuständigen Stellen nach Lösungen zum Ausgleich der Defizite.

Stärkung der Schulen – vorhandene Strukturen und Aktionsprogramm

In einem ersten Schritt begleiten die Staatlichen Schulämter die unterstützungsbedürftigen Schulen weiterhin zur abschließenden Vervollständigung der Datenerfassung der Lernstandserhebungen und Schwerpunktsetzungen.

Aktuell wird dazu im MBJS die Verteilung der zusätzlichen personellen Ressourcen für die Schulen aus dem Aktionsprogramm beraten.

Des Weiteren können die Schulen ergänzende außerschulische Angebote zur Lern- und sozialen Kompetenzförderung nutzen. Dazu wird eine Träger- und Angebotsplattform eingerichtet. Hier sollen die Schulen passende Angebote auswählen und mit den Trägern, die die außerschulischen Angebote konzipieren wollen, kommunizieren. Im Ergebnis können für mehrere Wochen Lerngruppen gebildet werden. Die finanzielle Abwicklung erfolgt zwischen den Trägern und dem vom MBJS beauftragten Geschäftsbesorger.

Die Ferienprogramme werden als weitere außerschulische Maßnahme fortgesetzt. Angebote werden von Jugendverbänden und anderen Trägern der freien Jugendhilfe, von Kommunen, aber auch vom Jugendherbergswerk und anderen nicht-kommerziellen Anbietern unterbreitet.

Auch die Schulsozialarbeit ist eine wichtige Kooperationsform von Jugendhilfe und Schule, die neben der schulischen Situation der Kinder und Jugendlichen auch ihre häusliche Situation und ihre Freizeitbedürfnisse im Blick hat. In jedem Jugendamtsbezirk werden die bereits zur Verfügung stehenden Fördermittel deutlich aufgestockt. Jeder Landkreis und jede kreisfreie Stadt erhält zusätzliche Fördermittel, die der Vollfinanzierung von drei zusätzlichen sozialpädagogischen Fachkräften in der Schulsozialarbeit entsprechen, aber auch aufgeteilt werden können, um an möglichst vielen Schulen die Schulsozialarbeit zu verstärken. Die Entscheidung über die Einsatzorte fällt das Jugendamt im Abgleich mit der örtlichen Jugendhilfeplanung und in Abstimmung mit dem zuständigen staatlichen Schulamt.


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