Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ in Brandenburg läuft

Corona_Schülerinnen_Masken_Unterricht_Bildung_Schule_Klassenzimmer © dpa

Die Corona-Pandemie ist für Kinder und Jugendlichen weiterhin eine große Herausforderung. Das Aktionsprogramm „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ wird sie beim Abbau fachlicher Defizite, aber auch im sozialen Miteinander unterstützen. Dafür stehen in Brandenburg in den nächsten zwei Jahren insgesamt 68,7 Millionen Euro zur Verfügung, der Bund beteiligt sich mit 38,7 Millionen Euro.

Bildungs- und Jugendministerin Britta Ernst: „Wir sind gut aufgestellt: die ersten Maßnahmen des Aktionsprogramms wirken, andere werden gerade entwickelt und demnächst unterbreitet. Darunter sind ergänzende Lernangebote, individuelle Lernbegleitung und schulergänzende Förderangebote, verstärkte Schulsozialarbeit, Schwimmkurse und zusätzliche Bewegungsangebote, Ferien- und Freizeitmöglichkeiten sowie mehr Plätze in den Jugendfreiwilligendiensten. Das Land und der Bund stellen das Geld bereit, die Schulen, freie Träger der Jugendhilfe, Jugendämter, aber auch Sport- und Jugendverbände oder andere nicht-kommerzielle Anbieter setzen die Maßnahmen um.“ Gefördert werden insbesondere folgende Maßnahmen:

1. Zusätzliche Lehrkräfte
Für die Schuljahre 2021/22 und 2022/23 werden insgesamt 200 zusätzliche Lehrkräfte-Stellen finanziert. Kosten: 24,1 Millionen Euro. Diese zusätzlichen Stellen wurden bereits an die Schulen verteilt, Basis dafür waren die konkreten Ergebnisse der Lernstandserhebungen bei den Schülerinnen und Schülern. Die Schulen bekommen größeren Spielraum, mit zusätzlichen Angeboten Lernstoff aufzuarbeiten und die Schülerinnen und Schüler beim Aufholen gezielt zu unterstützen. Kinder und Jugendliche, bei denen sich wesentliche Rückstände insbesondere bei den sprachlichen und mathematischen Kompetenzen gezeigt haben, erhalten so die notwendige und geeignete Hilfe zum Erreichen der Bildungsziele.

Erwerb und Einsatz digitaler Lehr- Lern-Werkzeuge
Zur erfolgreichen individuelle Lernbegleitung gehört auch auf die inhaltliche Qualität des Lernmaterials. Dafür sollen – als Zusatz zum regulären Unterricht – geeignete digitale Lernangebote angeschafft werden. Digitale Lernangebote eröffnen den Schülerinnen und Schüler weitere Übungs- und Vertiefungsmöglichkeiten, sind zeit- und ortsunabhängig und helfen dabei, vorhandene Lernrückstände abzubauen. Die Lernsoftware steht voraussichtlich ab Jahresbeginn 2022 den Schulen zur Verfügung. Dafür sollen zudem Schnittstellen zur Schul-Cloud Brandenburg eingerichtet werden. Angeschafft werden sollen auch digitale Diagnostikinstrumente zur Ermittlung des jeweilig erreichten Lernstands. Gesamtkosten: rund 1,9 Millionen Euro.

2. Studierende unterstützen in Schulen
Rund 400 Studierende sind mittlerweile im Rahmen des Programms „Studentische Lehr-Lernassistenzen an Brandenburger Schulen“ mit Honorarverträgen an den Schulen tätig, rund drei Viertel von ihnen an Grundschulen. Diese Form der Lernbegleitung ist vor über einem Jahr gestartet, wurde von den Schulen gut angenommen, wird fortgeführt und weiterentwickelt. Dafür stehen insgesamt 3 Millionen Euro zur Verfügung. Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler mit besonderen Lernrückständen individuell zu fördern. Dafür werden die Studierenden besonders qualifiziert, beispielsweise zu den sprachlichen und mathematischen Basiskompetenzen. So haben 40 Studierende in den Herbstferien 2021 eine Kompaktwoche am Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) durchlaufen. Über die Vermittlungsplattform „Lernassistenz.de“ kann der Kontakt mit den Studierenden hergestellt werden, dort sind knapp 800 Studierende registriert. Für konkrete Bedarfsanzeigen von Schulen steht seit Oktober 2021 ein Tool zur Verfügung.

3. Ferienprogramm im Sommer und Herbst 2021
Fast 14.000 Kinder und Jugendliche haben in den Sommer- und Herbstferien 2021 an rund 280 Ferienangeboten im Rahmen des Aufholprogramms teilgenommen. Soziale Begegnungen unter Gleichaltrigen wurden spielerisch mit Lernangeboten verknüpft, veranstaltet von Gemeinden und freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe. Die Vielfalt der Träger sorgte für eine Vielfalt der Angebote. Kosten: rund 2,4 Millionen Euro. Das Jugendministerium wird auch im nächsten Jahr Ferienangebote finanziell unterstützen.

4. Außerschulische, unterrichtsergänzende Angebote
In einem ersten Schritt steht seit Beginn des Schuljahres allen Schulen einmalig ein Budget von bis zu 3.000 Euro zur Verfügung für Maßnahmen, die das soziale Miteinander der Schülerinnen und Schüler befördern. Dafür führen die Schulen vielfältige Projekte durch, wie Theaterprojekte, erlebnispädagogische Angebote, Teamtage, Angebote zur gesunden Ernährung, sportliche Aktivitäten, Schulfahrten u.v.m. durch. Die Angebote werden von verschiedenen Trägern umgesetzt, Kulturschaffende, Sportvereine, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, aber auch Museen, usw. können einbezogen werden.

In einem zweiten Schritt ab 1. Dezember 2021 sollen die Mittel insbesondere für Schülerinnen und Schüler mit besonders großen Bedarfen eingesetzt werden. Sie sollen – ergänzend zu den schulischen Angeboten – in ihrer fachlichen und sozialen Kompetenzentwicklung in kleinen Lerngruppen gefördert werden, beispielsweise zum Erlangen mathematischer Basiskompetenzen, Sprach- und Lesekompetenzen, naturwissenschaftlicher oder Kompetenzen in Fremdsprachen, Lernstrategien und Arbeitstechniken. Öffentliche, freie und gewerbliche Träger werden dabei unterstützen. Denkbar sind aber auch Projektangebote für mehr Selbstvertrauen, Selbstorganisation, Kommunikation, Kooperation, Lernmotivation und ähnliches. Unterstützer hierfür können Träger der Jugendhilfe oder von kulturellen Einrichtungen sein (z. B. Theater). Derzeit wird eine Träger- und Angebotsplattform programmiert, die voraussichtlich Mitte November 2021 freigeschaltet wird. Dort können sich mögliche Träger eintragen, Schulen passende Angebote auswählen und mit den Trägern kommunizieren. Für all diese Maßnahmen stehen insgesamt 23,4 Millionen Euro im Aufholprogramm zur Verfügung.

5. 54 zusätzliche Stellen zur Stärkung der Schulsozialarbeit
Für jeden Landkreis und jede kreisfreie Stadt werden drei zusätzliche sozialpädagogische Fachkräfte in der Schulsozialarbeit finanziert, dafür stehen 7,4 Mio. Millionen Euro bereit. Die Schulsozialarbeit nimmt – als wichtige Kooperationsform von Jugendhilfe und Schule – neben der schulischen Situation der Kinder und Jugendlichen auch ihre häusliche Situation und ihre Freizeitbedürfnisse in den Blick. Insbesondere Grundschulen, weiterführende allgemeinbildenden Sek I-Schulen und Oberstufenzentren (OSZ) haben Bedarf an zusätzlichen Angeboten der Schulsozialarbeit angemeldet. Derzeit laufen die Besetzungsverfahren.

6. Ausbau der Jugendfreiwilligendienste
Verschiedene Träger der Jugendfreiwilligendienste Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) und Freiwilliges Ökologisches Jahrs (FÖJ) haben im Rahmen des Aufholprogramms 151 zusätzliche Plätze in der Kinder- und Jugendhilfe angekündigt, die ersten Bewilligungsbescheide ergehen voraussichtlich Mitte November. Außerdem wurden für das aktuelle Schuljahr 40 zusätzliche Plätze im FSJ-Schule geschaffen, im kommenden Schuljahr sollen weitere 40 FSJ-Schule-Plätze hinzukommen. Insgesamt sind für die Schaffung dieser zusätzlichen Plätze in den Jugendfreiwilligendiensten bis zum Ende des Schuljahres 2022/23 3,1 Millionen Euro eingeplant. Jungen Freiwilligen soll damit ermöglicht werden, in Schulen und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe psychosoziale und schulische Folgen der Corona-Pandemie zu mildern sowie Kinder und Jugendliche in ihrer Resilienzfähigkeit zu stärken. FSJ-lerinnen und FSJ-lern sollen den Kindern und Jugendlichen – in Zusammenarbeit mit den Lehrkräften – zudem beim Aufholen von Lernrückständen Hilfestellung geben.

7. Schwimmkurse und Bewegungsangebote
Sicher schwimmen können ist lebenswichtig und ein wichtiger Teil der motorischen Grundbildung. Der schulische Schwimmunterricht fiel pandemiebedingt für viele Grundschulkinder komplett aus. Um den ausgefallenen Schwimmunterricht anteilig nachholen zu können, stehen für Schwimmkurse und andere Bewegungsangebote 600.000 Euro zur Verfügung. Diese Kurse und Angebote werden in Kooperation mit den Sportorganisationen umgesetzt. So haben in den zurückliegenden Sommer- und Herbstferien 1.145 Mädchen und Jungen Schwimmkurse besucht und ihr Schwimmabzeichen abgelegt. Für Schülerinnen und Schüler im Grundschulalter mit motorischen Defiziten und/oder auch sozialen und emotionalen Auffälligkeiten werden zusätzliche Bewegungsangebote in Kooperation mit den Sportorganisationen eingerichtet, beispielsweise mit dem märkischen Turnerbund. Diese sollen im neuen Jahr beginnen. Dafür werden derzeit die Übungsleiter und Übungsleiterinnen gewonnen und geschult.

8. Freizeitangebote – offene Kinder- und Jugendarbeit am Nachmittag
Ab Frühjahr 2022 stehen für Angebote zur Erholung und des sozialen Miteinanders voraussichtlich 2,1 Millionen Euro zur Verfügung. Solche Angebote werden von Jugendverbänden und anderen Trägern der freien Jugendhilfe, von Kommunen, aber auch vom Jugendherbergswerk oder anderen nicht-kommerziellen Anbietern unterbreitet.


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