12-Punkte-Plan für gute Bildung - Ministerium legt „Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität der Schulen in Brandenburg“ vor

Ministerin Britta Ernst © Axel Schön

Mit dem 12-Punkte-Plan hat das Bildungsministerium (MBJS) heute konkrete Maßnahmen vorgestellt, um die Qualität der Bildung in Brandenburg zu verbessern. Gleichzeitig wird damit die im Koalitionsvertrag für Brandenburg verankerte Qualitätsstrategie für Schulen weiterentwickelt.

Bildungsministerin Britta Ernst: „Ich bin davon überzeugt, dass wir mit den Maßnahmen die Qualität in Schulen verbessern können. Die Vorstellung war ursprünglich für das zweite Quartal 2020 geplant. Wegen der Pandemie konnte das nicht erfolgen. Jetzt werden diese Maßnahmen auf den Weg gebracht und sukzessive umgesetzt. Damit erfüllt das MBJS einen weiteren Punkt aus dem Koalitionsvertrag und sorgt für eine gute Schulbildung der Brandenburger Schülerinnen und Schüler. Ich freue mich besonders auf die fachliche Begleitung durch den Wissenschaftlichen Beirat des MBJS und Professorin Dr. Felicitas Thiel, Ko-Sprecherin der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz sowie einen intensiven Austausch mit allen an Schule Beteiligten.“

Die Maßnahmen des MBJS bilden den Rahmen für Aktivitäten der Qualitätssicherung und -entwicklung in den Schulen. Vorgeschlagen werden zwölf Handlungsfelder.

1.    Neuaufstellung von Fortbildung, Qualitätssicherung, Digitalisierung in einem landeseigenen Institut

Die Errichtung eines eigenen Landesinstituts für Brandenburg wird genutzt, um Fortbildung und Qualifizierung von allen Lehrkräften, Seiteneinsteigenden und Schulleitungen sowie die Zweite Phase der Lehrkräftebildung – den Vorbereitungsdienst durch die Studienseminare – unter einem Dach zu bündeln. Mit dieser Verzahnung der Zuständigkeiten wird auch der Aufbau einer tragfähigen landeseigenen digitalen Infrastruktur verfolgt, da die Digitalisierung für alle Bereiche der Aus-, Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften eine Voraussetzung darstellt. Das neue Landesinstitut wird die zentrale Anlaufstelle für alle Fortbildungen werden und diese zielgerichtet steuern. Hier wird auch die fachliche Begleitung in Kernfächern wie Deutsch und Mathematik sowie beim Ausbau digitaler Kompetenzen verstärkt werden.

 2.    Konsequente datengestützte Schulleitung, Schulaufsicht, Steuerung durch das MBJS

Vorhandene Erkenntnisse (wie die Ergebnisse aus VERA 3, VERA 8 oder Lernstandsanalysen) über die Kompetenzen von einzelnen Schülerinnen und Schülern müssen von Schulleitungen und Lehrkräften besser genutzt werden. Dazu werden vorhandene Instrumente auch digital weiterentwickelt, um Schulleitungen und Schulaufsichten zu unterstützen, damit individuelle Entwicklungsbedarfe von Schülerinnen und Schülern besser erkannt und zielgerichtete Maßnahmen ergriffen werden.

 3.    Gezieltere Finanzierung im Schulbereich/ indikatorengestützte Ressourcenzuweisung

Die Finanzierung des Personals an Schulen wird noch bedarfsgerechter gestaltet, um so aufgrund von größeren Herausforderungen z.B. durch die soziale Lage von Schülerinnen und Schülern besser unterstützen zu können und Nachteile abzumildern. Bereits im kommenden Jahr 2023 werden zusätzliche Stellen geschaffen, um mithilfe multiprofessioneller Teams Schulen in sozial herausfordernden Lagen gezielt voranzubringen. Dazu wird ein geeigneter Sozialindikator entwickelt.

 4.    Stärkung der Eigenverantwortung der Schule

Schulleitungen brauchen mehr Spielräume, um Schülerinnen und Schüler gezielter zu unterstützen und den Schulbetrieb transparent auf die Anforderungen und Bedingungen der einzelnen Schule vor Ort auszurichten. Im Dialog mit den Schulen wird das besprochen und daraus werden bedarfsgerechte Unterstützungsangebote abgeleitet.

 5.    Stärkung der Schulleitungen

Mit der Stärkung der Eigenverantwortung der Schule geht die Stärkung der Wirksamkeit der Schulleitungen einher. Sie nehmen ihre Führungsrolle aktiv wahr, indem sie verantwortlich steuern und für eine gute Unterrichts- und Schulqualität auf der Basis einheitlicher Kriterien sorgen. Die Schulleitung kann beispielsweise durch die flexibilisierte Stundentafel weitereichende Entscheidungen zum Unterricht treffen. Schulleitungen werden durch gezielte Fortbildungen besser unterstützt werden.

 6.    Digitalisierung als Verbesserung der Unterrichtsqualität und der individuellen Förderung weiterentwickeln

Der Ausbau und die nachhaltige Weiterentwicklung einer zeitgemäßen und zukunftssicheren digitalen Bildungsinfrastruktur wird vorangetrieben. Im Vordergrund soll die Nutzung zur Verbesserung von Unterricht und individueller Förderung von Schülerinnen und Schülern stehen.

7.    Schulvisitation neu aufstellen

Aufbau eines flexiblen Systems einer anlassbezogenen und zielgerichteten Schulvisitation. Diese wird mit konkreten Evaluationsaufträgen aus dem MBJS ausgestattet, um Schulen in den Bereichen Unterrichtsqualität und Schulleitungshandeln zu unterstützen. Grundlage bildet die Analyse schulscharfer schulischer Daten.

 8.    Kooperation Grundschule – Frühe Bildung in der Kita

Die Verzahnung der eigenständigen Bildungsaufträge von Kita und Grundschule sowie die gemeinsame Professionalisierung von Kita-Kräften zusammen mit den Grundschullehrkräften muss in den Vordergrund gerückt werden, um die Förderung der sprachlichen, mathematischen und motorischen Fähigkeiten der Kinder zu unterstützen.

 9.    Weiterführen des Gemeinsamen Lernens

Mit der Weiterführung des Gemeinsamen Lernens werden mehr KMK-anerkannte Abschlüsse für Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf der weiterführenden Schulen, aber auch für Bildungsgänge der beruflichen Bildung angestrebt. Durch die laufende Identifizierung von Entwicklungspotentialen wird das Gemeinsame Lernen unterstützt.

10. Ausbau ganztägiger Bildung

Der Ausbau des Ganztags wird weiter gefördert. Dazu werden zusätzliche Ressourcen zur Verfügung gestellt. Auch soll im Ganztag der gezielte Einsatz multiprofessioneller Teams erfolgen.

11. Überarbeitung der Rahmenlehrpläne

Aufgrund der durch die KMK in diesem Jahr verabschiedeten überarbeiteten Bildungsstandards ist die Überarbeitung des Rahmenlehrplans Jahrgangsstufe 1-10 notwendig. Dafür müssen entsprechende Grundlagen im Lehrplan (Curriculum) geschaffen werden. Die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2021 legen nahe, den Fokus stärker auf den Bereich der Grundschule zu richten. Außerdem wird es in den Grundschulen einen stärkeren Schwerpunkt insbesondere in Deutsch und Mathematik geben.

12. Dialog und wissenschaftliche Begleitung

Es wird eine gezielte Auswertung des IQB-Bildungstrends mit dem Wissenschaftlichen Beirat des MBJS stattfinden. Darüber hinaus wurde Frau Professorin Dr. Felicitas Thiel von der Freien Universität Berlin, Ko-Sprecherin der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK, für eine aktive Begleitung dieses Prozesses gewonnen. Gleichzeitig entsteht ein intensiver Dialog mit allen an Schule Beteiligten, den Gremien und Verbänden. Das MBJS wird mehrere Veranstaltungen mit Experten und Expertinnen und einen Kongress zur „Schule der Zukunft“ in Brandenburg durchführen. 

Hintergrund:
Ausgehend vom PISA-Schock 2001 vollzog sich in Deutschland eine „empirische Wende“. Mit der Verabschiedung von Bildungsstandards ab 2003 sukzessive in den Fächern Deutsch, erste Fremdsprache, Mathematik, Biologie, Chemie und Physik für verschiedene Jahrgangsstufen und Schulformen sowie mit der Entwicklung und Durchführung sogenannter Ländervergleiche zu diesen Fächern kann überprüft werden, inwieweit die Schülerinnen und Schüler in Deutschland und auch in Brandenburg diese Standards erreichen. Die Studien zeigen die Notwendigkeit weiterer Verbesserungen. 


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