Sorbische/wendische Bildungsangebote an Schulen weiter verbessert

Schüler melden sich im Unterricht © dpa

Vertreterinnen und Vertreter der Domowina und des Rates für Angelegenheiten der Sorben/Wenden beim Brandenburger Landtag (RASW) haben sich in dieser Woche in Potsdam mit Bildungsministerin Britta Ernst zur aktuellen Situation des Sorbisch/Wendisch-Unterrichts ausgetauscht. Erstmals nach der Pandemie fand das Treffen wieder in Präsenz statt.

Ziel der regelmäßigen Konsultationen der Domowina und des RASW mit dem MBJS ist die weitere Verbesserung der Bildungsangebote für die Sorben/Wenden. Schwerpunkt der aktuellen Gespräche waren u.a. die Arbeit am Mehrsprachigkeitskonzept sowie Maßnahmen zur Gewinnung von Lehrkräften mit Lehramtsbefähigung für Sorbisch/Wendisch.

Bildungsministerin Britta Ernst: „Besonders wichtig war mir der Austausch zum Mehrsprachigkeitskonzept, das nun zeitnah verabschiedet werden soll. Ich bedanke mich für ein gutes Gespräch und vor allem auch für die aktive Beteiligung während des Erarbeitungsprozesses. Wir brauchen die Stimmen und das Engagement vieler Akteure für ein gutes Konzept mit breiter Akzeptanz. Auch die Gewinnung von Lehrkräften für den Sorbisch/Wendisch-Unterricht ist für uns ein zentrales Vorhaben. Verstärkt setzen wir uns dafür ein, junge Menschen für ein Lehramtsstudium Sorbisch/Wendisch zu gewinnen und die bereits im Schuldienst Tätigen fortzubilden.“

Die Ministerin informierte in diesem Zusammenhang u.a., dass derzeit die Neuauflage eines Intensivsprachkurses zur Fortbildung von Lehrkräften für Sorbisch/Wendisch in Cottbus geplant sei, um die sprachlichen Grundlagen für ein „Weiterbildungsmaster-Studium Niedersorbisch“ an der Universität Leipzig zu schaffen. Man habe sich darauf verständigt, dass der RASW und die Domowina die Gewinnung von Lehrkräften für diese Weiterbildung unterstützen werden. „Das freut mich sehr“, sagte Ministerin Ernst. „Gleichzeitig intensivieren wir unsere Bemühungen zur Nachwuchsgewinnung und hoffen auf breite Resonanz unserer Maßnahmen.“

Kathrin Schwella/Kathrin Šwjelina, Vorsitzende des Sorben/Wenden-Rates und Mitglied des Domowina-Bundesvorstandes: „Ich begrüße ausdrücklich den Flyer zur Werbung von Studierenden als Lehrkraft Sorbisch/Wendisch im Land Brandenburg. Die Verteilung dieser Informationen an den Universitäten in Potsdam, Cottbus/Senftenberg, Leipzig und Dresden sowie an den Gymnasien im angestammten Siedlungsgebiet, um so viele Interessentinnen und Interessenten wie möglich zu erreichen, startet jetzt. Gleichzeitig sind für das Erlernen der niedersorbischen Sprache in der Niederlausitz neue Unterrichtsangebote zu entwickeln. Nach dem erfolgreichen Einstieg in die Sprache in der Kita und Grundschule muss die Begeisterung der Kinder und Jugendlichen mit modernen Unterrichtsmaterialien und -formen gehalten und gesteigert werden. Hierfür ist bei der Umgestaltung des LISUM die Arbeitsstelle für sorbische/wendische Bildungsentwicklung Cottbus (ABC) einzubeziehen und im Rahmen der Mehrsprachigkeitskonzeption muss die Sprache einen festen Platz in der Niederlausitz bekommen.“

Dawid Statnik, Vorsitzender der Domowina – Bund Lausitzer Sorben nach dem Gespräch: „Das brandenburgische Schulsystem ist für das sorbische/wendische Volk in Brandenburg ein wichtiger und unverzichtbarer Sprachraum. Bereits die im Jahr 2018 veröffentlichte Evaluation von Sorbisch/Wendisch-Angeboten der Primarstufe im Land Brandenburg zeigte die Vielzahl an Herausforderungen vor denen wir stehen – auch heute noch. Dabei geht es zum Beispiel nicht nur um den fehlenden Nachwuchs an Lehrerinnen und Lehrern, sondern auch um die Sicherung von Sprachkenntnissen der Lehrerinnen und Lehrer im aktiven Schuldienst. Daher begrüßen wir, dass im Rahmen des Strukturwandels das Immersionsprojekt Zorja entworfen wurde. Die zu Grunde gelegte Methode der Immersion ist nicht neu, sie ähnelt dem Witaj-Modell. Wir glauben, dass wir damit von sorbischer/wendischer Seite einen Beitrag zur Ergänzung und weiteren Qualitätssteigerung des Schulsystems leisten können. Viele der Aufgaben, die vor uns stehen und die in der genannten Evaluation aufgezählt wurden, können wir nur gemeinsam lösen. Daher begrüßen wir das Gespräch der Ministerin mit der Domowina und dem Rat für Angelegenheiten der Sorben/Wenden als ein Zeichen einer weiteren Zusammenarbeit.“

In den kommenden Jahren ist ein hoher Bedarf an Lehrkräften mit einer Lehramtsbefähigung für Sorbisch/Wendisch zu erwarten. Das Bildungsministerium geht hier offensiv auf junge Menschen zu, die sich für ein Lehramtsstudium Sorbisch/Wendisch entschieden haben: Mit einer Absichtserklärung zur Einstellung (für das Lehramt Gymnasium) bzw. sogar Einstellungsgarantie für das Lehramt an Grundschulen wird ihnen Planungssicherheit für ihre Zukunft als Lehrkraft in Brandenburg gegeben. Studierende, die nach Abschluss ihres Studiums und Vorbereitungsdienstes an Schulen mit Sorbisch/Wendisch-Unterricht unterrichten, können durch das Landlehrerstipendium des MBJS finanziell gefördert werden. 

Von sorbischer/wendischer Seite nahmen – neben dem Domowina-Vorsitzenden, Dawid Statnik, und der Vorsitzenden des Rates für Angelegenheiten der Sorben/Wenden, Kathrin Schwella/Kathrin Šwjelina –, auch der Geschäftsführer der Domowina für die Niederlausitz, Marcus Koinzer/Marcus Końcaŕ, die Referentin der Domowina für Bildungsangelegenheiten, Katrin Suchy-Zieschwauck, sowie die bildungspolitische Sprecherin des RASW, Delia E. Münch/Münchowa, an dem Treffen teil.


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