Sicherheit und Bildung: Klare Absprachen bei der Sicherheitskonferenz in Cottbus/Chóśebuz getroffen
Kinder sollen ausreichend Deutsch sprechen können, wenn sie in die Schule kommen. Über diese gemeinsame Zielstellung waren sich am Montag bei der Sicherheitskonferenz in Cottbus alle Beteiligten einig. Dass die verpflichtende Sprachstandsfeststellung auf das fünfte Lebensjahr vorgezogen wird, ist bereits beschlossen. Gefordert wurde eine verpflichtende Förderung nach Bedarf bis zur Schulzeit und der Abbau von Datenschutzhürden.
Oberbürgermeister Tobias Schick: „Das ist ein guter Ansatz. Wir müssen auf die Probleme regieren und Lösungen schaffen. Da helfen uns keine Verweise darauf, was nicht geht, und da hilft auch keine Wortklauberei um Quoten, sondern nur konkrete Abmachungen, wie wir ein bereits erkanntes Problem endlich angehen. Das sind wir allen Kindern an unseren Schulen schuldig, das sind wir der Lehrerschaft schuldig, und das sind wir den Eltern schuldig, die aber gleichzeitig nicht aus ihrer Verantwortung für ihre Kinder entlassen sind. Ausreichend Kenntnisse der deutschen Sprache sind für den Unterricht wie den Alltag der Schlüssel, dass kein Kind und keine Familie benachteiligt wird. Das sagen mir auch viele Menschen mit Migrationshintergrund, die sich bereits gut in der Stadt, im Job oder im Wohngebiet integriert haben.“
Bildungs- und Jugendminister Steffen Freiberg: „Ich möchte Kinder, Lehrkräfte und Schulen insgesamt stärken. Sprachkenntnisse sind ein ganz entscheidender Schlüssel für Teilhabe und für Schulerfolge. Deshalb setzen wir hier schon früh an. Wir haben 2024 das Instrument des Sprachscreenings im Vorschulalter eingeführt, um festzustellen, wie gut Kinder die Sprache beherrschen, und um sie gezielter fördern zu können. Darauf können wir aufbauen, wenn wir eine verpflichtende Sprachstandsfeststellung und Sprachförderung für alle Kinder vor der Einschulung erreichen wollen. Dies werden wir nun genau prüfen. Bessere Sprachkenntnisse bei Schülerinnen und Schülern bedeuten auch eine Entlastung für unsere Lehrkräfte. Und sie tragen zu einem starken gesellschaftlichen Zusammenhalt und einem friedlichen Miteinander an unseren Schulen bei. Dies ist unser gemeinsames Ziel.“
Die aktuellen Probleme mit Gewaltbereitschaft und Kriminalität sind in einem umfassenderen Sozialraum entstanden. Die Auseinandersetzungen und Probleme werden von Wenigen verursacht, belasten aber Viele im ganzen Stadtteil. Sie werden auch in die Schulen hineingetragen und treten dort unterschiedlich deutlich zutage. Bei der Bewältigung leisten Lehrerinnen und Lehrer hervorragende pädagogische Arbeit. Sie zu stärken, muss das gemeinsame Ziel sein. Schulen mit besonderen Herausforderungen erhalten Unterstützung durch das MBJS, das Staatliche Schulamt und den Schulträger. Die Möglichkeiten dafür sowie für eine bessere Integration, für eine verstetigte Sozialarbeit oder auch für mehr Sicherheit wurden bei der Sicherheitskonferenz vertiefend beraten.
Kurzfristig müssen einzelne Klassen und Schwerpunktschulen unterstützt werden, in denen ein hoher Anteil schlecht oder gar nicht Deutsch sprechender Schüler den Unterricht behindert. Es ist demnach nicht auszuschließen, dass es eine gezielte Verteilung von schlecht Deutsch sprechenden Kindern auf mehrere Cottbuser Schulen geben müsste. Dazu wird die Stadt Cottbus mit Unterstützung des Schulamtes und des MBJS eine Änderung seiner Schuleinzugsbereichssatzung prüfen.
Oberbürgermeister Tobias Schick bekräftigte in der Konferenz seine Forderung, dass sich die Gesellschaft insgesamt zu einem neuen Umgang mit nicht strafmündigen Kindern als mutmaßlichen Straftätern verständigen müsse. Es gibt Fälle, in den Kinder aus Familien heraus – beispielsweise durch ältere Geschwister – zu Straftaten angestiftet werden. Hier müsse es spürbarere Konsequenzen auch für Familien geben, ohne dabei den Erziehungsgedanken mit Blick auf die Kinder zu vernachlässigen.
Bildungs- und Jugendminister Steffen Freiberg betonte, dass die Zunahme der Gewaltbereitschaft einer Gruppe von Jugendlichen und Heranwachsenden, wie in der Polizeilichen Kriminalstatistik belegt, ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellt. Die Sicherheitskonferenz bietet ein Forum, um alle Probleme aus dem sozialen Umfeld und den Milieus dieser Gruppe anzusprechen, zu denen auch Kitas und Schulen gehören. Entscheidend ist, zu einem gemeinsamen Handeln zu kommen.
Zu der Konferenz hatte Oberbürgermeister Tobias Schick verschiedene Landesministerien, das Schulamt, Schulleitungen, Elternschaft, Träger, Polizei und Staatsanwaltschaft sowie weitere Partner eingeladen. Hintergrund waren gewalttätige Vorfälle zum Ende des vergangenen Schuljahres an und im Umfeld mehrerer Cottbuser Schulen. Die Sicherheitskonferenz knüpfte unter anderem an den Runden Tisch auf Initiative des Schulamtes am 11. Juni 2025 an, bei dem die Teilnehmenden die Vorfälle, die Situation an der Schule sowie weitere Maßnahmen besprochen hatten.
Seither wurden durch die Stadt Cottbus/Chóśebuz Zaunanlagen ergänzt sowie Gegensprechanlagen zur Kontrolle des Zugangs zu Schulen installiert. An mehreren Schulen ist in Abstimmung mit den Einrichtungen zumindest für einen Übergangszeitraum ein Sicherheitsdienst aktiv, der zum Teil in zivil agiert. Sowohl die Ermittlungen der Polizei zu den konkreten Vorfällen vom Frühsommer als auch die sogenannten Gefährderansprachen mit Betroffenen und deren Familien werden konsequent weitergeführt.
Die Lehrkräfte sind als Seismografen in einem engen Informationsaustausch unverzichtbar, um Probleme frühzeitig erkennen und angehen zu können. Deshalb wurde vereinbart, dass künftig regelmäßige Konsultationen zwischen der Polizeiinspektion und dem Staatlichen Schulamt – gegebenenfalls unter unmittelbarer Einbeziehung der Schulleitungen – stattfinden. Gleichzeitig wird die verstärkte Präventionsarbeit der Polizei mit und an den Schulen fortgesetzt.
Die im Sommer eingeleiteten ersten Konsequenzen zeigen bislang Wirkung: Der Start in das neue Schuljahr verlief in der ersten Woche störungsfrei.