IQB-Bildungstrend: Brandenburg im Mittelfeld
Die Bildungsministerkonferenz hat heute die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends 2024 für Mathematik und Naturwissenschaften in der Sekundarstufe I (Jahrgangsstufe 9) vorgestellt. Die Ergebnisse für Brandenburg machen Entwicklungen und Handlungsbedarfe deutlich. Sie bestärken das Bildungsministerium (MBJS) auf dem Weg, der bereits vor drei Jahren mit dem 12-Punkte-Plan für eine langfristige und dauerhafte Verbesserung der Bildungsqualität eingeschlagen worden ist. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen, dass Brandenburger Schülerinnen und Schüler im Bundesländervergleich im oberen Mittelfeld liegen. Für alle Bundesländer hat der IQB-Bildungstrend erheblich nachlassende Leistungen im Vergleich zur vorangegangenen Erfassung 2018 festgestellt. In Brandenburg fällt dieser Trend schwächer aus als in anderen Ländern. Die Kompetenzwerte Brandenburger Schülerinnen und Schüler bewegen sich nahe dem bundesdeutschen Durchschnitt und teilweise auch leicht darüber.
Bildungsminister Steffen Freiberg: „Die Ergebnisse im IQB-Bildungstrend 2024 sind kein Grund zum Jubeln. Aber sie geben uns Anlass zur Hoffnung, dass Brandenburg auf dem richtigen Weg ist. Entwicklungen, die bundesweit zum Tragen gekommen sind, haben sich auf unsere Schülerinnen und Schüler offensichtlich weniger stark ausgewirkt als in anderen Ländern. Seit drei Jahren – seit der Vorstellung des 12-Punkte-Plans für guten Unterricht – setzt Brandenburg zum Beispiel verstärkt auf Mathe-Fortbildungen für Lehrkräfte in verschiedenen Formaten. Das MBJS hat bildungspolitische Schwerpunkte definiert, Muster-Lehrpläne für Kernfächer entwickelt und mit dem LIBRA ein neues, starkes Landesinstitut eröffnet. Die Bildungstrend-Ergebnisse stimmen mich daher vorsichtig zuversichtlich ebenso wie die leicht verbesserten Resultate in den Mathematik-Prüfungen zum Abitur und zum 10.-Klasse-Abschluss im vergangenen Schuljahr. Sie sind Motivation, bei den Anstrengungen für gute Bildung in Brandenburg jetzt nicht nachzulassen – zusammen mit den Schulleitungen und den Lehrerinnen und Lehrern, die sich tagtäglich für unsere Schülerinnen und Schüler engagieren. Ihnen gilt mein besonderer Dank.“
Zentrale Erkenntnisse für Brandenburg aus dem IQB-Bildungstrend 2024:
Für die Studie wurden bundesweit die Daten von mehr als 48.000 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 zwischen März und Juli 2024 ausgewertet. In Brandenburg nahmen Schülerinnen und Schüler von 80 Schulen daran teil.
Die Ergebnisse für die mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächer fallen bundesweit 2024 gegenüber 2018 und 2012 schwächer aus, d.h. es verfehlen mehr Schülerinnen und Schüler die Mindeststandards, aber auch der Regel- und Optimalstandard wird seltener erreicht. Zwischen den Ländern werden große Unterschiede deutlich.
- Für Brandenburg lässt sich feststellen, dass die Ergebnisse dem Niveau des deutschlandweiten Durchschnitts entsprechen und teilweise auch leicht darüber liegen. Das heißt: Auch in Brandenburg haben die Leistungen nachgelassen, jedoch nicht in dem Maße wie in anderen Bundesländern.
- Im Fach Mathematik schneiden Brandenburger Neuntklässlerinnen und Neuntklässler im Bundesländervergleich im oberen Mittelfeld ab. Der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards verfehlen, ist zum Teil signifikant geringer als im Bundesdurchschnitt. Diejenigen, die den Mittleren Schulabschluss nach Klasse 10 (MSA) anstreben, liegen mit ihren Leistungen recht genau im Bundesdurchschnitt. Gymnasiastinnen und Gymnasiasten in Brandenburg erreichen zwar etwas seltener als im Bundesdurchschnitt den Regel- oder Optimalstandard, schneiden aber besser ab als leistungsschwache Länder. Insgesamt liegt Brandenburg also im Jahr 2024 im bundesweiten Durchschnittsbereich, ohne signifikante Extremwerte.
- In Naturwissenschaften (Biologie, Chemie, Physik) schneiden Brandenburger Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9, insgesamt betrachtet, vergleichsweise gut ab. Die Ergebnisse liegen in allen drei Fächern leicht über dem Bundesdurchschnitt. Schülerinnen und Schüler mit dem Ziel MSA verfehlen seltener den Mindeststandard bzw. erreichen häufiger den Regelstandard (verglichen mit dem Bundesdurchschnitt). Lediglich im Fach Physik erreichen Schülerinnen und Schüler etwas seltener den Optimalstandard.
- Sowohl in Mathematik als auch in den Naturwissenschaften ist der soziale Gradient in Brandenburg niedriger als im Bundesdurchschnitt. Das heißt: Der Bildungserfolg hängt weniger vom sozialen Status ab als in anderen Bundesländern – ein weiterer Beleg für mehr Bildungsgerechtigkeit in Brandenburg.
Strategien und Maßnahmen für gute Bildung in Brandenburg
Die Verbesserung der Bildungsqualität ist ein zentraler Schwerpunkt des MBJS. Mit dem 12-Punkte-Plan „Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität der Schulen in Brandenburg“ vom 19. Oktober 2022 hat Brandenburg die Weichen gestellt, um Schülerinnen und Schüler in ihren sprachlichen, mathematischen und digitalen Kompetenzen zu stärken. Er wird Schritt für Schritt weiter umgesetzt – zentrale Beispiele:
Neuaufstellung des Landesinstituts: Das Land Brandenburg hat am 1. Januar 2025 das Landesinstitut Brandenburg für Schule und Lehrkräftebildung (LIBRA) eröffnet. Im Vergleich zu seinen Vorgängereinrichtungen hat es ein deutlich größeres Aufgabenfeld. Es bündelt alle Phasen der Lehrkräftebildung und die Qualifizierung von Seiteneinsteigenden und ist dafür mit vier Pädagogischen Zentren im Land aufgestellt. Zudem spiegeln sich erstmals die bildungspolitischen Schwerpunkte für die Qualitätsentwicklung von Schule und Unterricht schon in der Struktur des Landesinstituts wider: die Förderung der sprachlichen und mathematischen Basiskompetenzen, das Lernen in der Digitalen Schule, die Demokratiebildung, die emotional-soziale Förderung und der Fokus auf die Tiefenstrukturen von Unterricht. Für die Umsetzung ist das LIBRA zugleich ein Scharnier zwischen Bildungswissenschaft und schulischer Praxis.
Neuausrichtung der Fortbildungsangebote: Die Fortbildungsangebote insbesondere im Bereich der sprachlichen und mathematischen Basiskompetenzen wurden ausgebaut – ein Aufgabenschwerpunkt für das LIBRA. Dafür steht rund eine Million Euro pro Jahr zur Verfügung. Mit einer geplanten neuen digitalen Plattform soll die Aus-, Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte weiter gestärkt werden. Der neue Kompetenzrahmen „DigCompEdu BB“ soll die digitale Kompetenzentwicklung der Lehrkräfte über zielgerichtete und praxisnahe Fortbildungen zusätzlich unterstützen. Im ABAKO-Projekt zur Förderung mathematischer Grundkompetenzen wurden im vergangenen Schuljahr schon 1600 Lehrkräfte im Grundschulbereich für einen effektiveren Mathematikunterricht fortgebildet.
Konsequente Zusammenarbeit mit Schwerpunkten: Die staatlichen Schulämter und die Schulleitungen arbeiten in einer neuen Struktur mit Statusgesprächen, Schulbilanzierungen und Zielvereinbarungen. Die Schulämter wurden mit schulfachlichen Leitungen für Qualitätsentwicklung verstärkt, um die bildungspolitischen Schwerpunkte vor allem in der Stärkung der sprachlichen, mathematischen und digitalen Kompetenzen zu verfolgen. So setzen rund 200 Schulen inzwischen das fächerübergreifende Projekt „Leseband“ um. Das LIBRA erarbeitet zudem ein Konzept zur Einführung eines „Rechenbandes“ für die Jahrgangsstufe 1 bis 10. Weiterhin beteiligen sich bereits rund 100 Schulen am Programm „QuaMath“ mit Fortbildungen für Lehrkräfte für ein besseres mathematisches Verständnis bei Schülerinnen und Schülern. Für die Fächer Deutsch und Mathematik wurden Muster für schulinterne Curricula mit Planungshilfen und Materialien für die Unterrichtsgestaltung zur Verfügung gestellt. Verbindliche Lehrpläne für Deutsch und Mathematik sind aktuell in Arbeit.
Digitalisierung für Unterricht, Diagnose und Förderung: Schon frühzeitig wurden Grundlagen für eine datengestützte Entwicklung der Bildungsqualität geschaffen: So wurden die Diagnostikverfahren ILeAplus als erprobtes, digitales Instrument zur erleichterten Lernstandsanalyse in den Jahrgangsstufen 1 bis 6 und DigiLaL als digitales Instrument zur Erfassung der Lernausgangslage in der Jahrgangsstufe 7 fest etabliert. Das Land stellt den Schulen weiterhin kostenfrei die Landeslizenzen zu den digitalen Lehr-Lern-Werkzeugen Antolin, „bettermarks“, ANTON und Deutschfuchs zur Verfügung. Mit der Schulcloud hat Brandenburg eine gemeinsame Lehr- und Lerninfrastruktur in Open-Source-Qualität geschaffen, die sowohl eine starker Bedarfsorientierung bietet als auch Sicherheit und Datenschutz gewährleistet. An Oberstufenzentren in Brandenburg wird seit dem Schuljahr 2024/25 der digitale Distanzunterricht erprobt. Außerdem absolvierten die beruflichen Schulen erfolgreich eine Pilotphase für den schulischen KI-Chatbot „telli“, sodass dieses Instrument seit dem Schuljahr 2025/26 allen Schulen zur Verfügung steht. Als weiteres neues Digitalprojekt erproben 33 weiterführende Schulen die „berufswahlapp“ als zeitgemäße Unterstützung in der Beruflichen Orientierung für Jugendliche.
Stärkung der Eigenverantwortung von Schulen: Über die Etablierung von Statusgesprächen und Ziel-Leistungsvereinbarungen in der Zusammenarbeit mit der Schulaufsicht haben Schulleitungen einen klareren Rahmen für ihre Entwicklungsarbeit erhalten. In einem Modellprojekt Schulbudget wurde der eigenverantwortliche Einsatz von Mitteln für unterrichtsunterstützende und -begleitende Maßnahmen erprobt. Die Erfahrungen sind so positiv, dass innerhalb des Startchancen-Programms den teilnehmenden Schulen das sogenannte Chancenbudget zur Verfügung gestellt wird. Es stärkt den Aufbau multiprofessioneller Teams an den Schulen und soll schwerpunktmäßig zur Stärkung der Grundkompetenzen in Deutsch und Mathematik verwendet werden. Seit dem Schuljahr 2024/25 nehmen 134 Schulen am Modellprojekt Schulassistenz teil. Sie haben damit die Möglichkeit, sich zur Entlastung der Schulleitungen und der Lehrkräfte von Verwaltungsaufgaben durch eine Schulassistenz personell zu verstärken. Das MBJS hat die Fachkonferenzen für Mathematik und Deutsch zum regelmäßigen Austausch der Lehrkräfte über Lernziele, Fördermöglichkeiten und Ressourcen gestärkt.
Besserer Übergang Kita – Grundschule: Die Kooperation zwischen Kita und Grundschule wird vertieft, um den Übergang für Kinder zu verbessern. Seit dem Schuljahr 2024/25 steht das Sprachscreening als neues Instrument zur Verfügung, um die sprachlichen Fähigkeiten von Kindern im Vorschulalter besser festzustellen und bilden zu können. Seit 2024 werden die Grundsätze elementarer Bildung in Kitas nach dem neuen Bildungsplan umgesetzt. Er ist altersübergreifend konzipiert – also für Krippe, Kindergarten, Hort, Kindertagespflege sowie alternative Angebote der Kindertagesbetreuung.
- 12-Punkte-Plan: Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität der Schulen in Brandenburg
- Website zu IQB-Bildungstrends