Brandenburger Neuntklässler in Mathematik und Naturwissenschaften im bundesweiten Mittelfeld und besser
Beim IQB-Bildungstrend 2018 für die Sekundarstufe I in den Fächern Mathe-matik und Naturwissenschaften schneiden Brandenburger Schülerinnen und Schüler am Ende der 9. Jahrgangsstufe beim Vergleich der durchschnittlichen Leistungen insgesamt gut ab. Ihre Kompetenzen liegen im bundesweiten Vergleich im Mittelfeld oder darüber. Mit Blick auf den vergleichbaren IQB-Ländervergleich von 2012 hat sich Brandenburg aber verschlechtert.
Brandenburg ist in den Fächern Mathematik und Biologie vom sehr guten Spitzenplatz 3 (von 16 Bundesländern) auf Platz 5 beim Vergleich der durchschnittlichen Leistungen abgerutscht. Auch in den Fächern Chemie und Physik haben sich die Kompetenzwerte der Brandenburger Schülerinnen und Schüler verschlechtert, liegen aber zum Teil weiter über dem Bundesdurchschnitt.
Bildungsministerin Britta Ernst: „Brandenburger Neuntklässler weisen insgesamt gute Kompetenzen in den getesteten Fächern Mathematik und Naturwissenschaften auf. Das schlechtere Abschneiden gegenüber 2012 ist bei fast allen ostdeutschen Bundesländern zu beobachten, außer in Sachsen. Diese Entwicklung sehen wir mit Sorge und nehmen sie sehr ernst. Jetzt muss eine sorgfältige Analyse und Ursachenforschung folgen, um gemeinsam mit Fachleuten entsprechende Schlussfolgerungen zu erarbeiten.“
Ein großer Verdienst sei es aber, so Ministerin Ernst, dass sich die Leistungen der Schülerinnen und Schüler in ganz Deutschland trotz der Zuwanderung seit dem Jahr 2015 nicht verschlechtert haben und es gelungen sei, die Kinder und Jugendlichen aus Zuwanderungs- und Flüchtlingsfamilien in den Schulen gut zu integrieren und zu fördern. „Dafür danke ich allen Lehrkräften, Schulleitungen und allen Beteiligten“, so Ernst. Das zeigt sich insbesondere auch in Brandenburg, wo der Zusammenhang zwischen den mathematischen Kompetenzen der Schülerinnen und Schüler und dem sozialen Status ihrer Familie sogar geringer geworden ist.
Die gesunkenen Leistungen in Mathematik und in den Naturwissenschaften stellen kein generelles Problem der Sekundarstufe I (Jahrgangsstufen 7 bis 10) dar. Der IQB-Bildungstrend 2015 hatte den Brandenburger Neuntklässlern für die Fächer Deutsch und Englisch gute Ergebnisse bescheinigt.
Den Naturwissenschaften will das Brandenburger Bildungsministerium im Rahmen seiner Qualitätsstrategie einen höheren Stellenwert einräumen. Der IQB-Bildungstrend 2018 zeigt für Brandenburg Tendenzen, die nicht zufriedenstellen können: Gegenüber dem IQB-Ländervergleich 2012 zeigen sich in allen Fächern ungünstige Entwicklungen in den Leistungen der Brandenburger Schülerinnen und Schüler. Die Gruppen der Schülerinnen und Schüler, die Spitzenleistungen oder den Regelstandard erzielen, sind in allen Fächern kleiner geworden.
Bei den Bildungsstandards handelt es sich um zuvor festgelegte Kompetenzerwartungen, dabei wird zwischen dem Regelstandard und einem Mindeststandard unterschieden. Als Regelstandard werden die Kompetenzerwartungen bezeichnet, die Schülerinnen und Schüler zum Ende der Sekundarstufe I „in der Regel“ beziehungsweise „im Mittel“ erfüllen sollten. Der Mindeststandard bezieht sich auf ein definiertes Minimum an Kompetenzen, das alle Schülerinnen und Schüler bis zu einem bestimmten Bildungsabschnitt erreicht haben sollten.
Getestet wurden am Ende der Jahrgangsstufe 9 das Erreichen der Bildungsstandards in Mathematik und den Naturwissenschaften für den Mittleren Schulabschluss (MSA) am Ende der Jahrgangsstufe 10. Die Schülerinnen und Schüler haben also noch ein Jahr Zeit, um die Standards zu erreichen.
Die Brandenburger Ergebnisse im Einzelnen:
Im Fach Mathematik ist bundesweit die Gruppe der Schülerinnen und Schüler, die den Mindeststandard des Mittleren Schulabschlusses (MSA) verfehlen, mit 24,3 Prozent recht groß. In Brandenburg ist sie mit 24,2 Prozent kaum kleiner. Allerdings sind darin auch die Schülerinnen und Schüler enthalten, die nur den ersten Abschluss anstreben (Hauptschulabschluss).
Im Fach Physik liegen die Leistungen der Brandenburger Schülerinnen und Schüler im Kompetenzbereich „Erkenntnisgewinnung“ im bundesweiten Vergleich in der Spitzengruppe: 79,4 Prozent der Schülerinnen und Schüler erreichen den Regelstandard des MSA, nur 3,6 Prozent verfehlen den Mindeststandard des MSA. Im Kompetenzbereich „Fachwissen“ erreichen 70,7 Prozent der Brandenburger Schülerinnen und Schüler den Regelstandard des MSA, während 7,6 Prozent den Mindeststandard des MSA verfehlen. Diese Ergebnisse liegen etwas über dem bundesweiten Durchschnitt.
Im Fach Biologie, Kompetenzbereich „Fachwissen“ erreichen 70 Prozent der Brandenburger Schülerinnen und Schüler die Regelstandards des MSA, nur 5,6 Prozent verfehlen die Mindeststandards des MSA. Dies entspricht in etwa dem bundesweiten Durchschnitt.
Im Fach Chemie, Kompetenzbereich „Fachwissen“ erreichen nur 54,9 Prozent der Brandenburger Schülerinnen und Schüler den Regelstandard des MSA, während 17,1 Prozent den Mindeststandard des MSA verfehlen. Auch diese Ergebnisse liegen in etwa im bundesweiten Durchschnitt.
Brandenburgs Platzierung innerhalb der Bundesländer:
Im Fach Mathematik liegen die Brandenburger Neuntklässler knapp unter dem bundesdeutschen Mittelwert (493 Punkte erreicht; Mittelwert: 499 Punkte). Im Länderranking belegt Brandenburg Platz 5 von 16 Bundesländern.
Im Fach Biologie wurden zwei Kompetenzbereiche getestet: Im Bereich „Fachwissen“ liegen die Brandenburger Neuntklässler knapp über dem bundesdeutschen Mittelwert (499 Punkte erreicht; Mittelwert: 497 Punkte). Im Länderranking belegt Brandenburg Platz 5. Im Bereich „Erkenntnisgewinnung“ liegen die Brandenburger Neuntklässler knapp über dem bundesdeutschen Mittelwert (502 Punkte erreicht; Mittelwert: 500 Punkte). Im Länderranking belegt Brandenburg Platz 5.
Im Fach Chemie wurden ebenfalls zwei Kompetenzbereiche getestet: Im Bereich „Fachwissen“ liegen die Neuntklässler knapp unter dem bundesdeutschen Mittelwert (493 Punkte erreicht; Mittelwert: 494 Punkte). Im Länderranking belegt Brandenburg den Platz 8. Im Bereich „Erkenntnisgewinnung“ liegen die Neuntklässler knapp über dem bundesdeutschen Mittelwert (497 Punkte erreicht; Mittelwert: 496 Punkte). Im Länderranking belegt Brandenburg Platz 6.
Im Fach Physik wurden ebenfalls zwei Kompetenzbereiche getestet: Im Bereich „Fachwissen“ liegen die Neuntklässler knapp über dem bundesdeutschen Mittelwert (501 Punkte erreicht; Mittelwert: 497 Punkte). Im Länderranking belegt Brandenburg Platz 5. Im Bereich „Erkenntnisgewinnung“ liegen die Neuntklässler knapp über dem bundesdeutschen Mittelwert (504 Punkte erreicht; Mittelwert: 500 Punkte). Im Länderranking belegt Brandenburg Platz 5.
Hintergrund:
Im IQB-Bildungstrend 2018 wurde bundesweit zum zweiten Mal (nach 2012) überprüft, inwieweit in den Fächern Mathematik, Biologie, Chemie und Physik die Kompetenzen von Schülerinnen und Schüler am Ende der 9. Jahrgangsstufe den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK) für den Hauptschulabschluss und den Mittleren Schulabschluss entsprechen. Mit Blick auf den IQB-Ländervergleich 2012 werden erstmals Entwicklungstrends in diesen Fächern in den einzelnen Bundesländern beschrieben. Die Studie wurde vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) im Auftrag der Bildungsministerien der Länder erstellt.
Wer nahm an der Studie teil und wann fand sie statt?
Am IQB-Bildungstrend 2018 nahmen bundesweit etwa 50.000 Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe aus insgesamt ca. 1.500 Schulen in allen Bundesländern teil, darunter 2.540 Brandenburger Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe aus 80 Schulen. Die Erhebungen fanden zwischen April und Juni 2018 statt.
Welche Kompetenzbereiche wurden im Fach Mathematik getestet?
In den Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz (KMK) für das Fach Mathematik werden auf der Basis fachdidaktisch begründeter Kompetenzmodelle sechs allgemeine und fünf inhaltsbezogene mathematische Kompetenzen unterschieden, die das gesamte Spektrum mathematischen Arbeitens beschreiben. Die sechs allgemeinen mathematischen Kompetenzen:
- mathematisch argumentieren
- Probleme mathematisch lösen
- mathematisch modellieren
- mathematische Darstellungen verwenden
- mit symbolischen, formalen und technischen Elementen der Mathematik umgehen und
- Kommunizieren.
Die fünf inhaltsbezogenen mathematischen Kompetenzen:
- Zahl
- Messen
- Raum und Form
- funktionaler Zusammenhang sowie
- Daten und Zufall.
In den naturwissenschaftlichen Fächern Biologie, Chemie und Physik wurden die erreichten Kompetenzen in den Bereichen „Fachwissen“ und „Erkenntnisgewinnung“ in allen drei Fächern erfasst.