83.000 Endgeräte, Schul-Cloud, Online-Tools:Brandenburgs Schulen sind auf dem Weg ins digitale Zeitalter
Die Digitalisierung der Schulen in Brandenburg schreitet stetig voran. Das wird sowohl in der IT- und Medienausstattung in allen Schulformen deutlich als auch bei den Bewilligungen von Investitionsmitteln aus dem DigitalPakt Schule. Digitale Lernformen haben an fast 90 Prozent der Schulen einen hohen bis sehr hohen Stellenwert. Das geht aus der Erhebung des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport zur Medienausstattung an öffentlichen Schulen für das Schuljahr 2021/2022 hervor. Neu: Das MBJS lobt den Schulwettbewerb „Lernen für die Zukunft – digitales Lernen in der Schule“ aus und es ist ein Schulversuch zur Erprobung digitaler Beschulungskonzepte in Planung.
Bildungsministerin Britta Ernst: „Brandenburgs Digitalisierungsstrategie setzt auf gute Technikausstattung, qualifizierte Lehrkräfte und guten Unterricht auch mit digitalen Lehrmethoden gemeinsam mit allen Verantwortlichen. Mittlerweile arbeiten fast alle Schulen mit mobilen Endgeräten und die meisten verfügen über moderne Präsentationstechnik in den Unterrichtsräumen. Ich freue mich, dass wir die Schulträger etwa mit dem DigitalPakt beim Ausbau von Ausstattung und Infrastruktur unterstützen können. Unsere Lehrkräfte haben sich digitale Lehrmethoden angeeignet und sie in den Unterricht integriert. Unsere Schulen sind auf einem guten Weg. Dennoch müssen wir beim weiteren Ausbau dranbleiben.“
Ausstattung
Das MBJS erfragt regelmäßig die Medienausstattung in Brandenburger Schulen. Wie in den Vorjahren nahmen an der Erhebung für das Schuljahr 2021/22 ausschließlich Schulen in öffentlicher Trägerschaft teil. Gemeldet haben 720 allgemeinbildende und berufliche Schulen mit insgesamt 263.853 Schülerinnen und Schülern.
Folgende Themen wurden im Schuljahr 2021/22 unter anderem abgefragt:
- Konzeptionelle Verankerung von Medienbildung
- Zahl, Art und Mobilität sowie Finanzierungs- und Bereitstellungsmodelle der Endgeräte für den Unterrichtseinsatz sowie für die Unterrichtsvor- und -nachbereitung
- Nutzung privater Endgeräte der Schülerinnen und Schüler
- Ausstattung mit Peripheriegeräten
- Einsatz digitaler Bildungsmedien
Die Ergebnisse
1. Nahezu alle öffentlichen Schulen (98,9 Prozent gegenüber 78,4 Prozent im Vorjahr) in Brandenburg haben Medienentwicklungspläne aufgestellt, der den sinnvollen und nachhaltigen Einsatz digitaler Lehr- und Lernmittel unter pädagogischen, technischen, personellen und organisatorischen Aspekten regelt. Sie werden in Abstimmung mit den Schulträgern evaluiert und kontinuierlich fortgeschrieben.
2. An den Schulen wurden im Schuljahr 2021/22 gegenüber der letzten Abfrage 45,4 Prozent mehr Endgeräte für den Unterricht bereitgestellt. Die Zahl stieg von 57.402 auf jetzt insgesamt 83.460 Endgeräte (31.296 stationäre und 52.164 mobile Geräte). Im Durchschnitt steht ein schuleigenes Endgerät drei Schülerinnen und Schülern zur Verfügung Gegenüber den vorangegangenen Befragungen setzt sich der Trend der Verbesserung damit fort (2016/17: 5,9 Schülerinnen und Schüler, 2018/19: 5,3 Schülerinnen und Schüler, 2019/20: 4,9 Schülerinnen und Schüler und Vorjahr 4,3 Schülerinnen und Schüler).
3. 13 Prozent der Schulen konnten ihre Breitbandanbindung verbessern. Fast zwei Drittel (63,1 Prozent) der Schulen verfügen über einen Internetzugang mit einer Geschwindigkeit von mehr als 50 Mbit/s. Der Anteil der Schulen, die mit höchstens 6 Mbit/s auskommen müssen, hat sich von 2,2 Prozent auf 1,8 Prozent verringert.
Die Investitionen
4. DigitalPakt Schule
Das Bund-Länder-Programm DigitalPakt Schule sowie die Zusatzvereinbarungen tragen dazu bei, dass Schulen mit modernster Technik ausgestattet und digitale Bildungsinfrastrukturen entwickelt werden. Insgesamt stehen dafür seit der ersten Vereinbarung 2019 Fördermittel in Höhe von etwa 203 Millionen Euro zur Verfügung, 196 Millionen Euro daraus aus Bundesmitteln.
Mit Stand vom 25. Januar 2023 wurden im Rahmen des DigitalPakts Fördermittel in Höhe von 177 Millionen Euro (87,2 Prozent) bewilligt. Insgesamt wurden bislang über 30 Prozent abgerufen (59 Millionen Euro). Die Bewilligungen und Auszahlungen haben sich 2022 gesteigert.
Allein im sogenannten Basis-DigitalPakt zur Ausstattungsförderung konnten 130,8 Millionen Euro bewilligt werden – das sind 99 Prozent der beantragten Fördersumme. Damit nimmt Brandenburg bundesweit einen Spitzenplatz ein. Davon sind 21 Prozent der Mittel (27,8 Millionen Euro) bereits abgerufen worden und in den Schulen angekommen. Dies zeigt, dass weitere Verbesserungen in der Ausstattung kontinuierlich umgesetzt werden. Diese Mittel fließen unter anderem in den WLAN-Ausbau und in Präsentationsgeräte – die digitale Basisausstattung der Schulen.
Bildungsministerin Britta Ernst: „Mit der Umsetzung des Bund-Länder-Programms DigitalPakt Schule konnten bei der Ausstattung der Schulen mit moderner Technik große Fortschritte erzielt werden. Die gleichzeitige Ausstattung der Schulen mit digitaler Basisinfrastruktur und mobilen Endgeräten stellt die Weichen, um digital gestützten Unterricht durchführen zu können und ermöglicht verschiedene Unterrichtsszenarien unter Anwendung von digitalen Medien. Da die Bewilligungen in der Ausstattungsförderung nahezu abgeschlossen sind, ist in diesem Jahr mit einem großen Anstieg an Fördermittelabrufen und damit mit einem enormen Ausbau an IT-Infrastruktur an den Schulen zu rechnen. Die digitale Schule ist zur Erreichung der Bildungsziele künftig nicht mehr wegzudenken. Zu der Frage, wie eine gleich- und hochwertige Ausstattung an allen Schulen im Land Brandenburg zukünftig sichergestellt wird, ist das MBJS mit den kommunalen Spitzen im Austausch.“
Schnelle Hilfe für die Schulen während der Corona-Pandemie kam über das Sofortausstattungsprogramm (Annex I) zur Ausstattung von Schülerinnen und Schülern mit Endgeräten im Herbst 2020: Insgesamt 16,1 Millionen Euro wurden an 261 Schulträger ausgezahlt, die dafür über 24.000 mobile Endgeräte zur Ausleihe an Schülerinnen und Schüler aus einkommensschwachen Familien angeschafft haben.
Das Land Brandenburg hat ergänzend zum DigitalPakt dazu im Januar 2021 ein landeseigenes Förderprogramm zur Ausstattung mit mobilen Endgeräten an Schulen aufgestellt. Dort beantragten 300 Schulträger Zuwendungen in Höhe von insgesamt 22 Millionen Euro, die komplett bewilligt wurden. Sie haben inzwischen mehr als 22.000 Endgeräte angeschafft.
Auch für die Ausstattung der Schulen mit Endgeräten für die Lehrkräfte konnten im Rahmen des DigitalPakts Schule Fördermittel beantragt werden (Annex III – „Leihgeräte für Lehrkräfte“). Für ca. 7.000 Endgeräte wurden 9,2 Millionen Euro bewilligt.
Um die Schulträger beim Aufbau professioneller Strukturen zur schulischen IT-Administration zu unterstützen, stehen für die Personalkosten der Administration der über den DigitalPakt beschafften Geräte aus der Zusatzvereinbarung „Administration“ mehr als 15 Millionen Euro Fördermittel bereit. Die Anträge hierfür können nach wie vor bei der Investitionsbank des Landes Brandenburg eingereicht werden. Bislang wurden daraus 4 Millionen Euro bewilligt.
Landesweit und länderübergreifend konnten mithilfe des DigitalPakts wichtige Digitalisierungsvorhaben auf dem Weg gebracht oder schon umgesetzt werden. Für landesweite und regionale Maßnahmen wurden bislang 3,2 Millionen Euro bewilligt. Wichtige Vorhaben sind die Entwicklung eines zentralen Identitätsmanagementsystems für alle Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte (IDM), die Ausstattung der Studienseminare des Landes in Bernau, Cottbus und Potsdam mit mobilen Endgeräten und Präsentationstechnik, die Einführung eines Messengers für die schulische Kommunikation zwischen Lernenden und Lehrenden sowie der Erwerb von Online-Medien-Lizenzen.
5. Insgesamt 13 Millionen Euro aus dem DigitalPakt wurden für die Beteiligung an 13 länderübergreifenden Digitalisierungsprojekten bewilligt. Das Ziel dieser ländergemeinsamen Kooperationen ist der Auf- und Ausbau einer gemeinsamen digitalen Bildungsinfrastruktur als Voraussetzung für die Nutzbarkeit von digitalen Medien, Inhalten und Anwendungen. Die geförderten Maßnahmen dienen deshalb der Entwicklung von Infrastrukturen zur Bereitstellung und Bewertung digitaler Bildungsmedien, zur onlinebasierten Diagnostik und Leistungsfeststellung, zur Verbesserung von Schnittstellen und zur Beratung und Qualifizierung des Lehrpersonals. Hervorzuheben ist dabei – neben der Weiterentwicklung der Schul-Cloud – die offene Bildungsmediathek der Länder „MUNDO“. Auf dieser Plattform können offene Bildungsmedien über eine intuitive Filterfunktion aufgefunden und für den Unterricht genutzt werden.
Im Bereich der Künstlichen Intelligenz ist das Land Brandenburg gemeinsam mit sieben anderen Ländern an der Entwicklung eines „Intelligenten Tutoriellen Systems“ beteiligt – ein auf KI-basiertes Lehrsystem mit individuellen Lernwegen und Rückmeldungen für Schülerinnen und Schüler. An diesem Entwicklungsprojekt werden in diesem Jahr 20 Pilotschulen in Brandenburg teilnehmen. Die künftige Nutzung dieses Systems im Unterricht soll der Lehrkraft die Möglichkeit geben, in den Phasen des selbstständigen Lernens wesentlich zielgenauer Schülerinnen und Schüler entsprechend ihrer individuellen Voraussetzungen fördern zu können.
Die länderübergreifenden Vorhaben im DigitalPakt unterstützen nicht nur den digitalen Unterricht an den Schulen. Durch die ländergemeinsamen Kooperationen ergeben sich auch vielfältige Synergien und gemeinsame Standards der Länder für die digitalen Dienste und IT-Infrastrukturen im Bildungsbereich – ein bedeutender Schub in der länderübergreifenden und bundesweiten Zusammenarbeit.
6. Schul-Cloud Brandenburg
Die Schul-Cloud wird als Lehr- und Lernmanagementsystem seit ca. 1 ½ Jahren im Entwicklungsbetrieb an den Schulen eingesetzt. Mehr als drei Viertel der Schulen (77 Prozent) in Brandenburg arbeiten mit der Schul-Cloud Brandenburg. Mit ihr steht eine intuitiv nutzbare und datenschutzkonforme, digitale Lehr-Lernumgebung bereit, die gemeinsam mit Niedersachsen und Thüringen stetig weiterentwickelt wird. Über den Lern-Store der Schul-Cloud stehen den Schulen digitale Lernmittel von mehr als 180 Anbietern zur Verfügung. Im vergangenen Jahr kamen weitere Funktionalitäten hinzu: Die Mathematik-Lernplattform „bettermarks“ wurde eingebunden, Ukrainisch ist als neue Sprache verfügbar, externe Expertinnen und Experten können via Videokonferenzen zugeschaltet werden und das Teilen und Importieren von Kursen ist den Nutzerinnen und Nutzern nun möglich.
7. Lernprogramm-Lizenzen
Das Land Brandenburg hat für die Schulen zum 2. Halbjahr 2021/22 unter anderem aus dem Programm „Aufholen nach Corona“ Landeslizenzen für Lernsoftware angeschafft, die alle Schulen nutzen können: Das Mathematik-Programm „bettermarks“ steht für Schülerinnen und Schüler ab Jahrgangsstufe 4, das Online-Programm „Antolin“ zur Lesekompetenzförderung ab Jahrgangsstufe 1 und die Lern-Software „ANTON“ zur Förderung von Basiskompetenzen vor allem in Deutsch und Mathematik bereit.
Das digitale Lernprogramm „bettermarks“ wird bislang von 824 Mathematik-Lehrkräften genutzt. Die Nutzung kann auch über eine Schnittstellte in der Schul-Cloud Brandenburg erfolgen. „Antolin“ nutzen aktuell 226 Brandenburger Schulen. 319 Brandenburger Schulen nutzen die Lernangebote digitale Lern-App „ANTON über die Landeslizenz.
Weitere Maßnahmen
8. Digital-Award
Das Bildungsministerium bereitet erstmals einen Wettbewerb zur Digitalen Schule vor. Unter dem Titel „Lernen für die Zukunft – digitales Lernen in der Schule“ werden die drei besten Brandenburger Schulen gesucht, die digitale … njLern- und Lehrformen vorbildhaft für guten Unterricht einsetzen. In drei Kategorien (Grund- und Förderschulen, Weiterführende Schulen, Berufliche Schulen/OSZ) werden Preisgelder in Höhe von insgesamt 66.000 Euro ausgelobt. Bewerbungen sind vom 15. Februar bis zum 1. Juli 2023 möglich. Bewertet wird unter anderem, inwieweit das digitale Lernen fester Bestandteil des Unterrichtskonzepts ist und die Potenziale der vorhandenen IT-Ausstattung umfassend genutzt werden.
Bildungsministerin Britta Ernst: „Mit dem Digital-Award wird das Engagement von Schulen honoriert, die sich sehr gut auf den Weg gemacht haben, um guten Unterricht mit Hilfe digitaler Konzepte umzusetzen. Der Wettbewerb bietet auch die Möglichkeit, gute Beispiele bekannt und für alle nutzbar zu machen. Die Ausschreibungsunterlagen werden den Schulen nach den Winterferien zugeschickt. Die Anmeldung findet über die Website des MBJS statt. Wir freuen uns auf viele teilnehmende Schulen.“
9. Digitale Beschulungskonzepte an den Oberstufenzentren (OSZ)
Ab dem Schuljahr 2023/2024 ist ein Schulversuch zur Erprobung digitaler Beschulungskonzepte geplant. Schwerpunkt ist zum einen die digitale und berufsfachliche Vernetzung der OSZ zur Weiterentwicklung und Stärkung der Unterrichtsqualität in der Berufsschule und zum anderen die Sicherung und Stärkung der einzelnen Ausbildungsstandorte durch ein zukunftsorientiertes, digitales Beschulungskonzept. Letzteres ist vor allem bei Ausbildungsberufen mit geringer bzw. sinkender Nachfrage relevant. Diese erschwert die Klassenbildung an einzelnen OSZ-Standorten. Auf den Präsenzunterricht – insbesondere beim fachpraktischen Unterricht – soll keineswegs verzichtet werden. Die Auswertung des pandemiebedingten Dis-tanzunterrichts hat gezeigt, dass dieser den Präsenzunterricht nicht ersetzen, sondern maximal ergänzen kann. Die Schul-Cloud Brandenburg nimmt bei der Umsetzung des Schulversuchs eine zentrale Rolle ein.
Bildungsministerin Britta Ernst: „Die Weiterentwicklung digitaler Beschulungskonzepte ist ein wichtiges Anliegen des MBJS, um die berufliche Bildung im Land Brandenburg zukunftsfest gestalten zu können. Dazu sind wir mit mehreren OSZ im Gespräch.“
10. Digitale Unterstützung zur Verbesserung der Unterrichtsqualität
Derzeit ist eine Erhebung und Analyse zur Nutzung digitaler Medien an den Brandenburger Grundschulen in Vorbereitung. Dabei soll es in erster Linie darum gehen, Lehrkräfte zu unterstützen, die vorhandenen Tools besser zu nutzen, um die Unterrichtsqualität insgesamt zu steigern und einzelne Schülerinnen und Schüler gezielter, ihren Bedürfnissen entsprechend zu fördern. Zusammengefasst geht es um das Thema Digitale Didaktik. Zu diesem Thema wird das MBJS Ende April / Anfang Mai zu einem öffentlichen Fachgespräch einladen.