ChatGPT & Co: Brandenburgs Schulen bereiten sich auf den Umgang mit künstlicher Intelligenz vor

ChatGPT & Co: Wie wird Künstliche Intelligenz die Schule, das Lehren und das Lernen verändern? Diese zentrale Frage steht über dem heutigen Fachgespräch zur Digitalisierung von Brandenburgs Schulen im Kongresshotel Potsdam. Bildungsstaatssekretär Steffen Freiberg berät dazu vor Ort und online mit mehr als 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Schulen, Verwaltung, Wissenschaft und Fachkreisen.

Neue KI-Anwendungen wie ChatGPT werden das Lehren und Lernen stark beeinflussen. Sie bergen aber auch Risiken, wie in der Studie des Büros für Technikfolgen-Abschätzung für den Deutschen Bundestag ausgewertet wurde, die vor einer Woche erschienen ist. Schülerinnen und Schüler in Brandenburg sollen lernen, dass ChatGPT ihnen nicht den eigenen Kompetenzerwerb abnimmt. Lehrerinnen und Lehrer werden im Einsatz dieser Werkzeuge für den Unterricht geschult. Das MBJS will die Rahmenbedingungen dafür schaffen.

Bildungsstaatssekretär Steffen Freiberg: „Schon viele Brandenburger Schulen sind digitalisierte Lehr- und Lernstätten. Sie stellen sich den Herausforderungen neuer Technologien wie ChatGPT und vergleichbaren KI-Anwendungen. Wir wollen sie nicht aus den Schulen verbannen, sondern die Chancen aus diesen Systemen nutzen. Es soll insbesondere ab Jahrgangsstufe 5 Grundsatz in den Schulen werden, sich offensiv, konstruktiv und reflektiert mit den Möglichkeiten von KI auseinander zu setzen. Wir wollen Schülerinnen und Schülern die Kompetenzen vermitteln, selbstständig KI-Werkzeuge einzuschätzen und anzuwenden. Dabei setzen wir auf qualifizierte Lehrerinnen und Lehrer und bauen das Angebot digitaler Lehrmethoden aus. Im Verbund mit anderen Ländern wollen wir KI systematisch und datenschutzkonform für Schulen nutzbar machen.“

Zum Fachgespräch „ChatGPT trifft Schule: Wie verändert Künstliche Intelligenz Lehren und Lernen?“ wurden drei Fachleute aus Wissenschaft und Praxis für inhaltliche Inputs eingeladen.

Prof. Dr. Doris Weßels ist Professorin für Wirtschaftsinformatik an der Fachhochschule Kiel. Beim Fachgespräch in Potsdam referiert sie über KI-Sprachmodelle und ChatGPT. Zu ihren aktuellen Forschungsschwerpunkten gehören KI-gestütztes Schreiben, KI-Sprachmodelle und Implikationen des Natural Language Processing für den Bildungsbereich. Sie ist Mitgründerin und Mitglied im Leitungsteam des Virtuellen Kompetenzzentrums „Schreiben lehren und lernen mit KI-Tools und Techniken für Bildung und Wissenschaft“ an der FH Kiel. Darüber hinaus ist sie Vertrauensdozentin der Friedrich-Ebert-Stiftung sowie Mitglied im „KI-ExpertLab Hochschullehre“ und Leiterin der Themengruppe „KI und Academic Writing“ im Pilotprojekt „KI-Campus“.

Prof. Dr. Doris Weßels: „Seit der Veröffentlichung von ChatGPT am 30. November 2022 diskutieren und reflektieren wir wie nie zuvor über Themen wie alte und neue Bildungsziele, notwendige Zukunftskompetenzen im KI-Zeitalter, unsere Prüfungskultur und die Integration von KI-Technologien in Lehr- und Lernsettings. Es zeigt sich sehr deutlich, dass neben den großen Herausforderungen, die dieser ‚Change‘ mit sich bringt, auch viele neue Chancen entstehen. Wenn ChatGPT mit einem einfachen Prompt – zum Beispiel: „Du bist mein Trainer für deutsche Zeichensetzung. Erstelle mir einen Test mit 10 Fragen zur Kommasetzung in deutscher Sprache.“ – zum individuellen Lerntutor für Schülerinnen und Schüler wird, schaffen wir neue Perspektiven für Lernende, die aber auch von den Lehrenden didaktisch flankiert werden müssen.“

Bastian Schulz ist Oberstufenkoordinator am Hannah-Arendt-Gymnasium in Potsdam. Er hat sich intensiv mit ChatGPT und den schulischen Einsatzmöglichkeiten beschäftigt und berichtet über seine praktischen und pädagogischen Erfahrungen in seinem Impulsvortrag „Reflexionen und Erfahrungen über die Möglichkeiten von KI im (Geo-)Unterricht“.

Bastian Schulz: „Die schnelle Verbreitung generativer künstlicher Intelligenz (KI) unter den Lernenden verbietet die Frage nach dem ‚Ob‘ des Einsatzes im Unterricht und bringt uns umgehend zur Frage des konstruktiven ‚Wie‘. Die Antwort darauf versteht KI als eine Art Lern- und Lehrassistenz in einer hierarchischen Beziehung. Das heißt konkret: Lernen bleibt weiterhin in den Händen der Schülerinnen und Schüler. Bei Bedarf kann nun allerdings eine KI als lernunterstützender Coach zu Rate gezogen werden.“

Hendrik Haverkamp ist Koordinator für Digitalität am Evangelisch Stiftischen Gymnasium in Gütersloh und 1. Vorsitzender des Instituts für zeitgemäße Prüfungskultur. Er befasst sich vor allem mit der Bedeutung von ChatGPT als Hilfsmittel beim Lehren und Lernen sowie mit der Relevanz für Prüfungen. Sein Beitrag beim Fachgespräch hat das Thema „ChatGPT und Prüfungen/Leistungsbewertung“.

Hendrik Haverkamp: „Chatbots und KI-Textgeneratoren haben das Potenzial, Lernen, Lehren und Prüfen nachhaltig zu verändern. Ein zeitgemäßer Unterricht sollte sich daher diesen neuen Herausforderungen stellen, muss die lernförderlichen Möglichkeiten der neuen KI-Tools in den Unterricht integrieren und gleichzeitig Schülerinnen und Schüler zu einem kritisch-reflektierten Umgang mit diesen neuen Technologien anregen.“

Die Bildungslandschaft in Brandenburg erlebt einen Digitalisierungsschub: Fast 200 Millionen Euro wurden seit 2019 als DigitalPakt-Fördermittel von Bund und Ländern für Endgeräte in Schulen, Infrastrukturausbau und Qualifizierung an die Kommunen in Brandenburg als Schulträger bewilligt (Stand 31. März 2023). Mehr als drei Viertel der Brandenburger Schulen arbeiten bereits mit der Schul-Cloud, die Brandenburg in Kooperation mit Niedersachsen und Thüringen betreibt. Die Lehrkräftefort- und -weiterbildung in Brandenburg wird mit der Neuausrichtung des LISUM bis 2025 direkter, digitaler, qualifizierter. Bereits jetzt setzt der Blog „jwd“ auf dem Bildungsserver Berlin-Brandenburg einen Schwerpunkt beim Thema künstliche Intelligenz (KI) – etwa in einer Podcast-Reihe. Die Entwicklung der Medienkompetenz von Schülerinnen und Schülern ist im Lehrplan bereits seit dem Schuljahr 2017/18 festgeschrieben. Die Förderung einer „digitalen Grundkompetenz“ ist ein erklärtes Ziel schulischer Bildungsprozesse an für Lehrende und Lernende in Brandenburg.


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